Sichtlich Spaß am Singen hatte Hardy Engel der Brückenbauer, Jürgen Kathlun Präsident der Draaser Wertschaftsfassenacht mit Drehorgelbegleitung beim Mainzer-Draiser Heimatlied. Foto: Claudia Röhrich

DRAIS – Zugmarschall Jürgen Kathlun vom Draiser Carneval-Club „Die Draaser Lerche“ e.V. feierte mit seinen närrischen Mitstreitern im TSG-Drais 1876 e.V. Vereinsheim die erste Wertschaftsfassenacht in Drais. Das geschlossene Mainzer Traditionslokal „Flehlappe“ war bis dahin das DCC- Domizil. Mainzer Brauchtümer wie die Wirtschaftsfastnacht, die ihren Ursprung zur Zeit der französischen Besetzung um 1800 hat ist urwüchsig, intim, laienhaft. Hier gibt es keine Castings, keine Zensur und erst recht keine Gage. Wer ins Rampenlicht im Gastraum des Vereinsheims tritt, der tut es entweder aus Liebe zur Fastnacht oder aus Gründen der Selbstdarstellung.

Das ist Fastnacht zum Mitmachen, von Gästen für Gäste: Ernsthafte politische und Kokolores-Beiträge wie der des Christian Preiss mit seiner politisch-literarischen Rückblende, finden die Gunst des begeisterten Publikums. Etwa 50 Verkleidete saßen heiter an den Tischgruppen und Moderator bzw. Präsident Jürgen Katluhn führte gut gelaunt durch den Abend. Man höre und staune es gibt auch ein Draiser Heimatlied. Ein Refrain lautet da: „Trotz Regens, wilder Stürme, all´ Naturgewalt, Draaser Narren machen rein vor gar nichts Halt.“ Und zielt auf das Unwetter im vergangenen Jahr ab. Alles im Allem wird den närrischen Kehlen bei 17 Liedern zu singenden Liedern einiges abverlangt.

Der Akteure des Abends waren unter anderen Marliese Herd, mit „Mein Mann der Tapezierer“. Dabei erklärte sie die Methode des Nagelns, wenn gar nichts hält. Jochen Behrend kannte sich beim Altstadtadel bestens aus und bemerkte ein großes Sterben, das der Einzelhändler, Kinos und vom Dialekt und sagte resigniert, „Das Altstadtflair geht hinüber, Flehlappe wird zum Demenzkaffee.“ Christa Schmahl, erlaubte einen Rückblick auf ihr 40 Jahre Fastnacht-Erfahrung anhand allerlei kurioser Kopfbedeckungen, die sie bei den vielen Auftritten auf der Bühne trug. Michael Hensel forderte die Anwesenden mit seinem Pausenquiz heraus. Er fragte „Wer kennt sich in Drais am besten aus?“ Die Lösungen waren echt kniffelig, selbst Eingeborene mussten manchmal passen. Bei Hardy Engel, dem Autobahn- und Brückenbauer, lernte der Narr, dass der Mainzer-Tunnel Mangels Berg eine Ebene mit Erdanhäufung sei, verbockt von Finther Ingenieuren.

Musikalische Qualitäten bewies Kai Schmitt, mit einem Couplet, einem witzig-zweideutigen, politischen oder satirischen Lied mit markantem Refrain namens „Schwamm drüber“. Das Bühnenspiel Loreley mit mehr oder weniger Freiwilligen dehnte die Lachmuskeln aller. Bevor Kai Schmitt als Städter, der aufs Land zieht, die Qualitäten von Dorfgemeinschaftshäusern entdeckte. Nach dem Finale, erklärte Kathlun, von wem die Idee stammte, die Veranstaltung ins Dorf zu verlegen, die Initialzündung hatte der Brückenbauer. Die Musikalische Leitung, beim fünfstündigen bunten Programm lag in den Händen von Gerhardt Becker aus Gonsenheim.

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