Eine offene Sprechstunde in der Finther Ortsverwaltung regt der Ortsbeirat an. Foto: Oliver Gehrig

FINTHEN – Behördengänge sind bei der Mainzer Stadtverwaltung nur nach vorheriger Online-Terminvereinbarung möglich. Diese der Corona-Pandemie geschuldete Auflage war nun Thema im Finther Ortsbeirat. In einem einstimmig verabschiedeten FDP-Antrag wird die Verwaltung aufgefordert, nach dem praktischen Ende der Pandemie wieder eine Vorsprache von Bürgerinnen und Bürgern ohne Termin in der Finther Ortsverwaltung zu ermöglichen. Zumindest ein terminfreier Nachmittag als offene Sprechstunde für ältere Bürgerinnen und Bürger sollte eingeführt werden.

„Der Antrag liegt persönlichen Erfahrungen zugrunde“, erläuterte Jörg Manthe (FDP) den Hintergrund. Für die Beglaubigung einer Kopie des Personalausweises wurde ein Termin in drei Wochen in Aussicht gestellt – für einen Vorgang, der circa fünf Minuten Zeit in Anspruch genommen hätte. „Was machen Bürger, die kein Smartphone und keinen Internetanschluss haben?“, fragte Manthe rhetorisch in die Runde. „Es betrifft gerade die ältere Generation.“ Ortsvorsteher Manfred Mahle (SPD) gab zu bedenken, dass für ältere Bürgerinnen und Bürger ein Telefonanruf zur Terminvereinbarung möglich ist. „Die Verwaltung hat das Verfahren so beschlossen und sie wird es nicht ändern“, sagte Mahle. Grund sei die überlastete Ortsverwaltung. Mahle: „Dann müssten in jeder Ortsverwaltung noch zwei zusätzliche Leute sitzen.“ Anderer Meinung war Dr. Volker Wittmer (Grüne). „Wir sind für die Bürger da und nicht für die Verwaltung“, so Wittmer. „Wir sollten den Antrag unterstützen. Was in der Ortsverwaltung passiert, ist nicht bürgernah.“ Anja Reichow-Hansen (Grüne) regte als Kompromiss zumindest die Einführung einer offenen Sprechstunde, etwa am Donnerstagnachmittag, an. „Man kann immer ins Stadthaus gehen und kommt dann sofort dran“, relativierte Sonja Haug (Grüne). Der leicht geänderte FDP-Antrag wurde einstimmig auf den Weg gebracht.

In einem ebenfalls einstimmig verabschiedeten Prüfantrag der Freien Wähler wird die Verwaltung gebeten, die Einrichtung eines Jubiläumswaldes auf Finther Gemarkung zu prüfen. „In Rheinhessen habe ich das schon öfter gesehen“, bemerkte Claus Berndroth (Freie Wähler). Bäume könnten zu einem günstigen Preis gepflanzt und mit einem Schild versehen werden, zu welchem Anlass der Baum gepflanzt wurde. Auf Finther Gemarkung würde sich etwa das Areal des Layenhofs als Wald für die nächsten Generationen anbieten. „Neupflanzungen vertrocknen oft, wenn sie nicht gegossen werden“, erwiderte Sonja Haug (Grüne) und verwies auf Ausgleichspflanzungen am Finther Friedhof, die in schlechtem Zustand seien. Die Idee einer Patenschaft als Ergänzung sei okay, meinte Berndroth. Nach weiteren Einwänden sprach Ortsvorsteher Mahle ein Machtwort. „Wir sollten den Antrag nicht tot reden.“ Der Antrag der Freien Wähler wurde daraufhin einstimmig auf den Weg gebracht.

 

Autor: Oliver Gehrig

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Ich bin gebürtiger Mainzer, Jahrgang 1967, und seit mehr als 20 Jahren hauptberuflich journalistisch in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport tätig. Für Journal LOKAL - Die Lokale Zeitung berichte ich seit 2014 aus Bretzenheim, Hechtsheim, Lerchenberg, HaMü, AKK und der Oberstadt sowie aus Finthen und Gonsenheim. In meiner Freizeit fahre ich gerne Fahrrad. Weitere Hobbies sind Tennis, Fußball und Aquaristik.