Franzjosef Hauser referierte zum Gonsenheimer Pferdelazarett in der Kathen Kaserne . Foto: kga

GONSENHEIM – Es sei ein Dachbodenfund im Haus der Eltern gewesen, ein altes eingestaubtes Fotoalbum in braunem Leder, das ein nahezu unbekanntes Stück Geschichte Gonsenheims verborgen hielt.  Und das die Finderin im Januar 2022 sofort bereit war, dem Gonsenheimer Heimat- und Geschichtsverein (HGG) aus dem Nachlass ihrer Mutter als Geschenk zu überlassen.  Trotz Einladung zum Vortragsabend „Zur Reha in Gonsenheim im Pferdehospital Nr. 412“ war die Spenderin sehr zum Bedauern des Referenten des Abends, Franzjosef Hauser, nicht ins Rathaus gekommen. Dennoch bedankte er sich herzlich und versicherte, das Album werde einen ganz besonderen Platz erhalten. Und das erschienene Publikum applaudierte.

Die wenigsten Gonsenheimer wissen um dieses Stück Stadtteilgeschichte, erzählte Hauser. Er selbst habe lange zum Pferdelazarett recherchiert. Lea Müller, Tochter der HGG-Vorsitzenden Manuela Müller-Horn, digitalisierte eine Fotoauswahl für die Diashow.  Hauser berichtete, 2,8 Millionen Tiere seien allein bei der Deutschen Wehrmacht  eingesetzt gewesen. In den letzten Kriegsmonaten seien ihre Verluste immens gewesen. Allein im Dezember 1944, so Hauser, seien 26.000 tote Pferde registriert worden.

Nicht nur an der Front im Gefecht seien die Tiere eingesetzt worden, auch beim Transport halfen sie. Dass es auch zu Verletzungen durch feindliche Angriffe oder einfach „bei der Arbeit“ gab, dass viele Tiere völlig erschöpft und abgemagert waren, blieb nicht aus. Und so war es notwendig, so Hauser, die Pferde in Veterinärlazaretten wieder fit zu machen für den Einsatz. 48 solcher Hospitäler soll es 1943 gegeben haben.  Die Fotos zum Hospital in der Kathen-Kaserne (dem heutigem Canisius Quartier) dokumentieren in eindrucksvoller Weise, wie die Tiere behandelt und versorgt wurden und wie sie etwa bei Arbeitseinsätzen der örtlichen Landwirte ihre Muskeln wieder aufbauen konnten.  Das Album dokumentiert grausame und traurige Bilder von  Pferden an der Front, halb versunken im Schlamm oder kämpfend im Schnee, verletzt und tot am Boden, aber auch Fotos von Tieren, die im Hospital gewaschen, gefüttert  und umsorgt werden, Pferde auf dem OP-Tisch und beim Einrenken ihrer Glieder – und immer scheint etwas wie Dankbarkeit in den Augen dieser Tiere zu funkeln. Ein schöner Vortrag mit interessanten Hintergründen zur Heimatgeschichte Gonsenheims.

 

Autor: kga

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