05-Legende Klaus Hafner (Mitte) stand Ulrike Cohnen und Ottmar Schwinn Rede und Antwort. Foto: Oliver Gehrig 

HECHTSHEIM – „Hör’ mal, Dicker, am Sonntag bist Du Stadionsprecher!“ Mit diesen Worten reagierte der damalige 05-Präsident Harald Strutz im Jahr 1988 auf einen kurzfristigen Engpass und beförderte die heutige 05-Legende Klaus Hafner zum ersten Mann am Mikrofon im legendären Bruchwegstadion. Hafner dachte zunächst, es handele sich um eine einmalige Aktion für ein Oberligaspiel des FSV Mainz 05 – doch es wurden rund 30 Jahre daraus. Diese und viele weitere amüsante Anekdoten erzählte der Ur-Hechtsheimer Klaus Hafner jetzt auf Einladung des Vereins Hechtsheimer Ortsgeschichte im Christophorus-Hof. In der neu eingeführten Reihe „Was macht eigentlich…?“ stand er dem Vorsitzenden Ottmar Schwinn und der TVH-Geschäftsführerin Ulrike Cohnen vor mehr als 100 interessierten Hechtsheimerinnen und Hechtsheimern Rede und Antwort. In lockerer Abfolge sollen künftig bekannte Hechtsheimer Größen in dieser neuen Hechtsheimer Reihe zu Wort kommen.

„Ich bin mit Leib und Seele Hexemer“, bekannte Klaus Hafner zu Beginn. Er ging in die Frühlingsschule und spielte von der E- bis zur C-Jugend Fußball bei der TSG Hechtsheim – mit durchschnittlichem Erfolg. Beim 17:0 gegen Moguntia Mainz war er der Einzige in seiner Mannschaft, der kein Tor geschossen hatte. „Da war mir klar, das hat keine Zukunft.“ Über seinen Sohn Michael, der unbedingt Fußball spielen wollte, kam er später zum FSV Mainz 05, machte seinen Trainerschein an der Sportschule Edenkoben, wurde 05-Jugendtrainer, bis er an jenem denkwürdigen Sonntag zum Stadionsprecher befördert wurde. „Hier kommen sie!“, „Auf geht’s“ und „Lasst de’ Hunger nit so spür’n!“ Die Liste seiner Sprüche, mit denen er den Fans einheizte, ist lang. Dabei war ihm das Fair Play mit den gegnerischen Fans und Spielern stets besonders wichtig. Dafür hat er 2007 die Fair-Play-Medaille des DFB erhalten, für sein soziales Engagement darüber hinaus 2021 die Verdienstmedaille des Landes (wir berichteten).

Voll des Lobes ist Hafner über die bekannten Mainzer Trainergrößen, etwa Jürgen Klopp. „Der Jürgen hat sich in keiner Weise verändert“, sagt er nach einem Besuch in Liverpool. Thomas Tuchel habe am Seitenrand oft „viel Gesprächsbedarf“ gehabt. Gut in Erinnerung ist ihm eine Szene mit der vierten Offiziellen Bibiana Steinhaus am Spielfeldrand, als diese Tuchel mäßigen musste. „Der Bo hat das Kaliber von Klopp und Tuchel“, sagt Hafner über den aktuellen Trainer Bo Svensson. „Der Bo bleibt in Meenz“, ist er sich sicher. „Der erste Supertrainer“ in Mainz sei der inzwischen verstorbene Wolfgang Frank gewesen. Er führte die Viererkette im deutschen Profifußball ein und gilt als Wegbereiter des 05-Erfolges. Besonders in Erinnerung geblieben ist Klaus Hafner das Wochenende des ersten Aufstiegs 2004. „Dieses Wochenende werde ich mein Leben lang nicht vergessen“, bekannte Hafner. „30.000 Menschen auf dem Gutenbergplatz: Wir haben so heftig gefeiert bis zum Verlust der Muttersprache.“

Auch in der Fastnacht hat Klaus Hafner seine Spuren hinterlassen. Beim Carneval Club Weisenau (CCW) war er jüngster Gardechef und etliche Jahre Präsident, seit 24 Jahren ist er Stadtmarschall bei der Burggrafengarde. Als früherer Leiter des vielfach ausgezeichneten Musikzuges „Sound of Weisenau“ sagt er: „Das sind viele junge Menschen. Es macht großen Spaß, denen zuzuhören.“

Mit 50 Jahren zog es den gelernten Groß- und Einzelhandelskaufmann, der seine Brötchen nach seiner Zeit bei der Bundeswehr bei der LBS im Marketing verdiente, „als Spätberufener“ in die Kommunalpolitik. Fünf Jahre war er für die CDU im Hechtsheimer Ortsbeirat aktiv und wurde dann bei seiner Kandidatur für den Mainzer Stadtrat von Listenplatz 24 auf Platz 4 hochgewählt – ein bemerkenswerter Erfolg. Im kommenden Jahr soll dann mit 70 Jahren auch in der Politik Schluss sein.

Voll des Lobes ist er über seinen Nachfolger als Stadionsprecher, Andreas Bockius. „Er macht seinen Job sensationell gut – ein echter Meenzer Bub.“ Den 05ern bleibt Klaus Hafner  selbstverständlich weiter treu und ist bei jedem Heimspiel dabei. Von seinem Verein hat er zwei Dauerkarten auf Lebenszeit erhalten. „Ich bin mit Leib und Seele 05er und gehe weiter hin.“

 

Autor: Oliver Gehrig

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