Ein Blick in die Historie: der Bauernverein im Jahr 1960 in Paris vor dem Eiffelturm. Foto: Bauernverein

FINTHEN – Der Bauernverein Mainz-Finthen feiert in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen und blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Im Gründungsjahr 1947 beschließen rund 75 Finther Landwirte ihre Interessen in Politik und Gesellschaft vereint zu vertreten. Nach den schwierigen und harten Jahren der Nachkriegszeit kam immer mehr Schwung in die Landwirtschaft, sodass es nicht lange dauerte, bis auch in Finthen der erste Traktor gekauft wurde. Auf gemeinsamen Lehrfahrten und Fachvorträgen informierten sich die Mitglieder des Finther Bauernvereins stetig über technische Fortschritte, aktuelle Anbaumethoden und neue Sorten. So fuhr man von Tirol über Lübeck sogar bis nach Paris.

Der große Zusammenhalt des Berufsstandes zeigte sich deutlich bei der ersten Protestaktion der Mainzer Bauern in den 80er-Jahren, als die Preise für Sauerkirschen – damals die Hauptkultur auf den hiesigen Obstfeldern – auf ein unerträgliches Maß sanken. Mit Traktoren, Schildern und jeder Menge zu verschenkender Obstkörbchen im Gepäck fuhren die Bauern in die Landeshauptstadt Mainz, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen.

Ein Bild, das sich im Jahr 2019 wiederholte, als das umstrittene Insektenschutzpaket des Bundes auf den Weg gebracht werden sollte. Inzwischen sitzt die nächste Generation in den Traktoren, um mit dem gleichen Herzblut für den Berufsstand zu kämpfen. Ein Berufsstand, der sich deutlich dezimiert hat. Im Jubiläumsjahr 2022 zählt der Finther Bauernverein noch circa 30 aktive Mitglieder, wovon acht Finther Junglandwirte die Betriebsnachfolge angetreten haben. Diese leiten innovative und zukunftsfähige Betriebe, die auch die nächsten Jahrzehnte die allseits beliebte Obstlandschaft rund um Finthen pflegen und bewirtschaften können. Somit hat auch der Finther Bauernverein eine Zukunft, was insbesondere die Amtsübergabe des bisherigen Vorsitzenden Markus Hochhaus an seinen jungen Nachfolger Sven Schmitt verdeutlicht.

Sven Schmitt wird sich nun im Namen seiner Berufskollegen den wichtigen Themen der regionalen Landwirtschaft widmen. Sei es, auf politischer Ebene für Aufklärung bei Pflanzenschutz und Rabenfraßschäden zu sorgen oder auf den Finther Feldwegen für mehr gegenseitige Rücksichtnahme zu werben. Denn kaum jemand weiß, dass die Wege, die Radfahrern, Spaziergängern und Hundebesitzern zur Freizeit und Erholung dienen, durch die ortsansässigen Landwirte unterhalten werden. So bleibt das große Ziel des Finther Bauernvereins, auch nach 75 Jahren mit vereinten Kräften und gesellschaftlichem Rückhalt regionale, frische Lebensmittel anzubauen und innovativ in die Zukunft zu gehen.

 

Autor: red

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