Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD) leitete in das Thema „Bücherverbrennung“ ein. Foto: Claudia Röhrich

MAINZ – Die Landeshauptstadt lud in Zusammenarbeit mit der Stiftung „Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz Mainz“ zur Eröffnung der Outdoor-Ausstellung „Verbrannte Orte – Die Bücherverbrennungen 1933“ auf den Dr. Günter Storch-Platz an der Großen Bleiche ein.

Cornelia Dold Historikerin und Pädagogin vom Haus des Erinnerns erinnerte an ein Opfer der NS-Diktatur, die Mainzerin Anna Sehgers. Kurator Jan Schenck führte in die Ausstellung ein. „Wir müssen die Erinnerung rege und wachhalten, wir wollen den Orten ein Gesicht geben. Er stellte ein Buch vor, in dem 60 solcher Orte beispielhaft vorgestellt werden. Auch ging er auf das Hermann Hesse Zitat „Bücher kann man nicht verbrennen“ ein.

Der Ausdruck Bücherverbrennungen bezeichnet eine Reihe von Maßnahmen, bei denen kurz nach der nationalsozialistischen Machtergreifung im gesamten Deutschen Reich unerbetene Bücher und Schriften öffentlich vergebrannt wurden.

Die Wanderausstellung thematisiert auf 18 Zaunbannern die reichsweite Bücherverbrennungen vor 90 Jahren unter Verknüpfung der damaligen Ereignisse in Mainz. Den Beginn formierte das Anschlagen eines Aufrufs mit zwölf Thesen „Wider den undeutschen Geist“ in den Hochschulgebäuden, dem diverse Propagandaaktionen in den Medien nachkamen.

Ende April 1933 setzte die Sammelkampagne der zu verbrennenden Bücher ein, wofür den Studentenschaften „Schwarze Listen“ zur Anordnung überliefert wurden. Als Gipfel sollten am 10. Mai im Kreis eines Festakts die gesammelten Schriften offiziell verbrannt werden, im Rahmen der „Aktion wider den undeutschen Geist“ auf dem Bebelplatz in Berlin. Auf dieser „Liste“ waren mehr als 131 Autoren dargestellt.

Die Ausstellung möchte darlegen, dass nach der Richtschnur von Berlin in mehr als 20 Städten über 160 Bücherverbrennungen auf zugänglichen Plätzen erfolgten, auf die heute kaum mehr hingewiesen werden. Im Großformat sind einige Plätze für die Betrachter der Ausstellung bekannt gemacht.

Am 23. Juni wurden in Mainz von Studierenden Bücher verbrannt. Die vom NS-Regime als „undeutsch“ oder als „kommunistisches Propagandamaterial“ eingeordnet worden waren. Dabei waren auch einige Mainzer Schriftsteller wie Anna Seghers, Rudolf Frank oder Carl Zuckmayer. Die Stätte des Geschehens war der erst kurz zuvor zum Adolf-Hitler-Platz umbenannte Halleplatz. Dieser befand sich in der Nähe der heutigen Rheingoldhalle. Die letzte Bücherverbrennung im Deutschen Reich fand am Tag darauf ausgerechnet in Gonsenheim auf dem Großen Sand statt.

Die Outdoor-Ausstellung „Verbrannte Orte – Die Bücherverbrennungen 1933“ ist bis zum 3. September 2023 zu sehen und wird von Veranstaltungen vom „Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz“, welches gleich gegenüber liegt, begleitet. Zum Begleitprogramm gehören noch zwei kommende Veranstaltungen:

Donnerstag, 13. Juli 2023, 18.30 Uhr, HdE: Vortrag „Die Bücherverbrennung in der Gutenbergstadt 1933 – Wie unter anderem Werke von Anna Seghers, Rudolf Frank und Carl Zuckmayer in Flammen aufgingen“.

Montag, 17. Juli 2023, 18.30 Uhr, HdE:

Wie gestalten wir lebendiges Erinnern? Eine Diskussion über Erinnerungskultur mit dem Fokus auf den Bücherverbrennungen 1933

Des Weiteren bietet der Verein für Sozialgeschichte Mainz am 3. September 2023 die Stadtführung zum Thema „Bücherverbrennungen in Mainz“ an.

Treffpunkt ist jeweils um 11.00 Uhr an der Rheinpromenade am Rathaus; KD-Verkaufspavillon (Eintritt 6,-€, ermäßigt 5,-€)

 

Autor: Claudia Röhrich

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Seit Februar 2015 bin ich als freie Journalistin bei Journal LOKAL - Die Lokale Zeitung tätig. Zuvor arbeitete ich nach meinem Informatikstudium viele Jahre als IT-Koordinatorin. Seit zwei Jahren bin ich als freie Journalistin im Deutschen Fachjournalistenverband (DFJV) akkreditiert. Die in vielerlei Hinsicht anspruchsvollen oder originellen lokalen Veranstaltungen motivieren mich bei Recherche und Verfassen meiner Artikel.