Dort, wo jetzt noch gebaut wird, sollte im September die Containerschule den Betrieb aufnehmen. Das wird aber nichts. Daher zieht das Gymnasium zunächst in das Novo-Nordisk-Gebäude auf dem Lerchenberg. Foto: Silke Jungbluth-Sepp

MOMBACH – Es gibt nun eine Zwischenlösung für den ersten Jahrgang des Gymnasiums Mombach: Die 112 Fünfklässler, die am 4. September ihren ersten Schultag im neuen Gymnasium haben, werden diesen Tag  und auch die folgenden Monate auf dem Lerchenberg verbringen – weil ihre Containerschule Am Lemmchen nicht fertig wird (wir berichteten). Der erste Jahrgang des Gymnasiums zieht in das Bürogebäude von Novo Nordisk auf dem Lerchenberg, das inzwischen der Stadt gehört.

Baudezernentin Marianne Grosse (SPD), Sozialdezernent Eckart Lensch (SPD) und Gilbert Korte als Leiter der Gebäudewirtschaft Mainz (GWM), die diese Nachricht bei der gut besuchten Bürgerversammlung zum Schulstandort Am Lemmchen  überbrachten und sich der Diskussion mit Anwohnern stellten, mussten sich nicht nur deswegen einige Vorwürfe anhören. “Ist das typisch für Mainz, es hat mal wieder etwas nicht geklappt?”, so ein Vater.

Aber sie hatten Eltern und Anwohnern auch viele Informationen und Antworten mitgebracht, und versprachen künftig regelmäßige Bürgerversammlungen vor Ort. Bekanntermaßen will die Stadt das Lemmchen-Schulgelände in einer bis zu zwölf Jahre dauernden Großaktion komplett umgestalten. Den Anfang soll der Bau des Gymaniums machen, danach entstehen Schritt für Schritt Neubauten für die Grundschule und die Realschule plus, außerdem eine Mensa, zwei Drei-Felder-Sporthallen, ein neuer Sportplatz und das Außengelände.

Gut besucht war die Bürgerversammlung in Mombach, bei der Baudezernentin Marianne Grosse, Sozialdezernent Eckart Lensch, GWM-Leiter Gilbert Korte und die Planer über das Schul-Großprojekt in Mombach informierten. Foto: Silke Jungbluth-Sepp

Thema Gymnasium: “Ich verstehe den Unmut der Eltern total, dass wir es nicht schaffen konnten”, entschuldigte sich Grosse für die Verzögerungen. Der Bau der Containerschule sei derzeit mindestens zehn Wochen im Verzug – allein acht Wochen wegen des Rechtsstreits mit einem Bauunternehmen, das bei der Ausschreibung nicht zum Zuge gekommen war, aber auch weil wichtige Bauelemente für den Tiefbau erst mit großer Verzögerung geliefert wurden.

Wann die Schüler des ersten Jahrgangs letztlich in die Container einziehen können, ist noch nicht klar: “Die Interimsschule wird im Februar komplett fertig, der Teilabschnitt für den ersten Jahrgang noch in diesem Jahr”, kündigte Grosse an, ohne sich auf einen genauen Zeitpunkt festzulegen. Wann der Umzug passe und möglich sei, entscheide die Schulleitung.

Grosse und Lensch kündigten an, dass Schulbusse von Mombach zum Lerchenberg fahren und es auch eine Lösung für die Fahrtkosten geben werde. Außerdem sollen die Eltern Gelegenheit haben, das Gebäude, in dem derzeit noch die Mitarbeiter des Pharmaunternehmens arbeiten, vorab zu besichtigen.

Laut Gilbert Korte soll die Containerschule maximal vier Jahre als Interimsschule genutzt werden, für einen fünften Jahrgang reicht der Platz nicht mehr. Daher müsse 2026 der Neubau stehen.

Thema Gesamtprojekt: Korte und Architekt Hans Gruber stellten die Pläne für die Gesamtumgestaltung des 30.000 Quadratmeter großen Schulgeländes vor. Klar ist bereits, dass alle neuen Schulen mehr Fläche haben werden werden als in den Altbauten.  “Das Raumprogramm ist ein gutes Stück größer, wegen neuer Schulkonzepte”, erläuterte der Architekt.

Ursprünglich sah die Planung vor, die Interimsschule nach vier Jahren   wieder abzubauen, und die bestehenden Gebäude von Grund- und Realschule so lange zu nutzen, bis deren jeweilige Neubauten andernorts auf dem Gelände fertig sind. Nun wird laut Korte geprüft, die Containerschule länger anzumieten, und dort und in den zunächst noch nicht gebrauchten Räumen des Gymnasiumsgebäudes die Grund- und Realschüler unterzubringen. Dann könnten die Bestandsbauten früher abgerissen werden und teils an der alten Stelle neu entstehen – was den Baumbestand schonen und die Bauzeit beschleunigen würde. Nachteil: Die große und kostspielige Containerschule steht länger und kostet auch länger.

Zum Baumbestand: Dass für das Großprojekt rund 140 Bäume gefällt werden sollen, hatte für lautstarke Kritik im Stadtteil gesorgt. Daher gab es bei der Veranstaltung viel Zustimmung für das veränderte Konzept, bei dem mehr Bäume erhalten werden. Außenplanerin Eva Grömling betonte zudem, dass die Schule eine grüne Schule bleibe. Es seien zahlreiche Neupflanzungen geplant, unter anderem auf dem neuen Campus in der Mitte des Schulgeländes.

Zum Bedarf an Schulplätzen: Dass das Gymnasium in Mombach dringend gebraucht wird, machte Schulamtsleiter Ulf Cöster deutlich. Bis 2030 werde die Zahl der Fünftklässler in Mainz im Vergleich zu 2020 um weitere 200 ansteigen. “Das bedeutet, wir brauchen dann zehn Klassen mehr, davon sechs an Gymnasien”, rechnete er vor. Die vier Klassenzüge in Mombach mit 112 Plätzen sind in diesem Jahr bereits voll ausgelastet. “Das Gymnasium kommt genau zum richtigen Zeitpunkt.”

Zur Verkehrssituation: Massive Kritik gab es in der Versammlung an der Parkplatzsituation. Derzeit gibt es 30 Stellplätze für das Personal, darunter rund 40 Lehrkräfte an Grund- und Realschule. Künftig soll es laut Grömling insgesamt 150 Stellplätze geben. “Das entspricht der Stellplatzsatzung der Stadt Mainz”, betonte sie. Im Gymnasium werden bis zu 120 Lehrer arbeiten. Aus Sicht vieler Anwohner sind das zu wenige Stellplätze, und die Sorge ist groß, dass sowohl die Beschäftigten als auch die Elterntaxis die Karlsstraße und andere umliegende Straßen mit ihren Fahrzeugen fluten werden. Außerdem erwarten sie Verkehrschaos in der Straße Am Lemmchen, wenn rund 1000 Schüler zusätzlich jeden Morgen das Schulgeände erreichen müssen.

Grosse kündigte an, dass sich eine weitere Bürgerversammlung mit dem Verkehrskonzept beschäftigen soll. Außerdem versprach sie, dass der Informationsaustausch mit den Bürgern, Eltern und Anwohnern künftig besser laufen wird.  “Es ist ganz wichtig, dass wir direkt miteinander kommunizieren”, betonte sie.

 

Autor: red

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