Thomas Lichtmeß ist seit einem Jahr Schulleiter des Gymnasiums Nieder-Olm. Foto: Foto Rimbach

NIEDER-OLM – Thomas Lichtmeß hat am 1. August 2022 die Leitung des Gymnasiums Nieder-Olm übernommen. Nach dem ersten Schuljahr in Nieder-Olm hat der 40-jährige Pädagoge mit der Lokalen Zeitung gesprochen.

 

Lokale: Zunächst eine Frage: Mussten Sie in ihren jungen Jahren auch mal zum Gespräch beim Schuldirektor?

 

Lichtmeß: Nein, das musste ich nicht (lacht). Dennoch war ich schon als Grundschüler, aber auch als Gymnasiast immer mal wieder beim Schulleiter, um Dinge zu erfragen oder zu organisieren.

 

Lokale: Im Ernst: Welche Erinnerungen haben Sie an einen Direktor aus ihrer schulischen Laufbahn?

 

Lichtmeß: Prägend und noch gut im Gedächtnis ist mir der Schulleiter meiner Grundschule, das war damals eine Grund- und Hauptschule im nördlichen Rheinland-Pfalz auf dem Land. Er war eine natürliche Autoritätsperson, war gebildet, wirkte ruhig, souverän und war zugleich humorvoll.

 

Lokale: Wie kam die Entscheidung, als Pädagoge in der leitenden Position zu arbeiten?

 

Lichtmeß: Der Gedanke kam unterbewusst sehr früh. Zum einen hatte ich als Grundschüler den Wunsch entwickelt, Lehrer zu werden, zum anderen hatte ich in unterschiedlichen Situationen beziehungsweise Bereichen schon immer gerne eine Führungsrolle übernommen. Vermutlich hat unterschwellig zudem auch der eben beschriebene Schulleiter meiner Grundschule eine entsprechende Wirkung auf mich entfaltet.

 

Lokale: Wo haben Sie studiert, welche Stationen empfinden Sie als wichtig auf dem bisherigen pädagogischen Lebensabschnitt?

 

Lichtmeß: Studiert habe ich in Mainz. Gearbeitet habe ich aber nicht nur in Rheinland-Pfalz, sondern auch in Hessen. Dass ich mittlerweile an ein paar Schulen sowie in zwei Bundesländern gearbeitet habe, empfinde ich dabei als Bereicherung, die es mir einerseits erleichtert, Ziele für eine jeweilige Schule zu entwickeln und andererseits schulorganisatorisch flexibler zu denken.

 

Lokale: Würden Sie sich als Schulleiter mit dem Geschäftsführer eines Unternehmens vergleichen, der den Profit in Form von bestens ausgebildeten Schulabgängern für die Gesellschaft anstrebt? Oder mit einem Eventplaner, der den Schülern die lehrreichste Erfahrung ermöglichen will?

 

Lichtmeß: Beides ist als Schulleiter notwendig. Das Ziel und die Aufgabe von Schule allgemein ist es ja, jungen Menschen Bildung zuteilwerden zu lassen und jeden einzelnen mit seinen Stärken und Interessen bestmöglich zu fördern. Da Schule ein System ist, in dem viele Menschen und viele unterschiedliche Akteure interagieren, ist es zugleich zwingend dafür zu sorgen, dass alle Rädchen gut aufeinander abgestimmt sind, um dieser Aufgabe gerecht zu werden.

 

Lokale: Welcher pädagogische Ansatz bewegt Sie am meisten und spürt man etwas davon am Gymnasium Nieder-Olm?

 

Lichtmeß: Mich fasziniert die Hirnforschung und daher interessiert es mich, Erkenntnisse der Hirnforschung und der Entwicklungspsychologie in die Praxis zu übertragen. Sei es zum Erwerb von Basiskompetenzen wie Lesen, Rechnen, Schreiben, über Lernstrategien bis hin zu Auswirkungen digitaler Medien auf heutige Kinder und Jugendliche. Oftmals überrascht es mich, wie wenig Erkenntnisse aus diesen Gebieten berücksichtigt werden.

Darüber hinaus bewegt mich ein ganzheitlicher Blick auf Kinder und Jugendliche, sodass jeder ein Umfeld vorfindet, in dem er sich bestmöglich entwickeln und entfalten kann. Hier habe ich den Eindruck, dass das unserer Gesellschaft leider nur teilweise gelingt und der gymnasiale und anschließende akademische Bildungsweg etwas einseitig als der Königsweg betrachtet wird.

 

Lokale: Welchen Eindruck machen die Schüler in Nieder-Olm auf Sie?

 

Lichtmeß: Einen sehr netten, fröhlichen und aufgeschlossen. Diese Schüler unterrichtet man einfach gerne und für sie leite ich mit Freude diese Schule.

 

Lokale: Wie geht es Ihnen nach einem Jahr am Gymnasium Nieder-Olm?

 

Lichtmeß: Gut. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, von der Schulgemeinschaft offenen empfangen worden zu sein. Das freut mich und dafür bin ich dankbar.

 

Lokale: Wann kann die Öffentlichkeit demnächst etwas von dem Schulleben mitbekommen?

 

Lichtmeß: Zum Glück füllt sich das Schulleben wieder mit solchen Aktivitäten. Gerade im Juli gab es zwei Konzerte, auch im kommenden Schuljahr werden wir die Nieder-Olmer zu Konzerten und Aufführungen einladen.

 

Lokale: Vielen Dank für das Interview.

 

Das Gespräch führte Gregor Starosczyk-Gerlach.

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Ich schreibe und fotografiere seit 2013 für Journal LOKAL - Die lokale Zeitung. Die Begeisterung für die Lokalmedien entdeckte ich während des Studiums der katholischen Theologie und habe seit 2007 für Lokalzeitungen, öffentliche Einrichtungen und Online-Medien gearbeitet. Mich fasziniert der wunderbare Alltag. Unterwegs bin ich für Themen in Ingelheim, VG Heidesheim, Budenheim, Rheinhessen, in Mombach, Ebersheim, Hechtsheim.