Die Early Birds begeisterten ihr Publikum im ZMO. Foto: kga

BRETZENHEIM – In der ukrainischen Heimat haben die Eltern eine Musikschule geleitet. Seit Volodymyr (50) und seine 43 Jahre alte Frau Yana gemeinsam mit Tochter Nadiia und Sohn Anton (23, 21) vor einem Jahr vor dem Krieg nach Deutschland flüchteten und in Gonsenheim ein neues Zuhause fanden, orientiert sich die Familie neu. „Wir lernen die deutsche Sprache und wollen neu starten“, erzählt die Mutter, die wie ihr Ehemann einen Doktortitel in Musik hat. Die Kinder studieren an der hiesigen Musikhochschule. Als Band nennt sich die Familie Early Birds. Und zusammen traten sie jetzt auf Einladung des Vereins ZMO (Zusammenarbeit mit Osteuropa) in Bretzenheim auf. „Musik ist ein wichtiger Teil unseres Lebens“, erklärt Tochter Nadiia und will sich gar nicht lange mit Ansprachen aufhalten. Sie setzt sich ans Keyboard neben den Bruder am Schlagzeug. Vater Volodymyr greift zur E-Gitarre, die Mutter singt. „Unchain my Heart“, „On the Sunny Side of the Street”, aber auch “Am Brunnen vor dem Tore“, das man so noch nicht gehört hat. Auch ukrainische Volkslieder singt sie. Auffällig dabei ist, dass manche der Songs von Jazz bis Rock und Pop ein ganz eigenes Arrangement bekommen und den Abend so zu einem spannenden und interessanten Musikgenuss für das Publikum werden lassen.

Die Familie hat Freude an dem, was sie da auf der Bühne macht, die Tochter lacht viel, während der Songs und Solo-Zwischeneinlagen unterhält man sich auch ein wenig, dann wird wieder gelacht und einfach mit der Musik weitergemacht. Die Dankbarkeit, auch in Deutschland musikalisch aktiv sein zu dürfen, sei groß, erklären die Musiker im Gespräch.  Die Besonderheit der Familienband ist der deutlich sichtbare Zusammenhalt, die gewachsene Liebe zur Musik und die Freude daran, die Zuhörer mit der Musik zu bereichern.

Nach einem Jahr in Deutschland beherrschen alle bereits sehr gut die Sprache und sind zuversichtlich, dass man es auch hier schaffen könne. Vielleicht sogar besser als in der fernen Heimat. „Mit Kultur ist es bei uns sehr schwierig, das wird nach dem Krieg nicht besser sein“, sagt Yana und ihr Mann nickt. Alles, was man von dort mitgebracht habe, seien die Instrumente. Deutschland habe sehr viel tiefe Kultur, das gefällt der Familie. Ob man eines Tages in die Ukraine zurückkehre? „Man kann das nicht mit Sicherheit sagen“, erklärt Anton.

Es geht weiter mit „Jailhouse Rock“ mit röhriger Stimme und tollem Gitarrensolo. Auch Tochter Nadiia legt auf dem Keyboard ein Feuerwerk der Noten hin. Mitgesungen wird bei „Hey Macarena“ und „Don’t worry, be happy“. Yana interpretiert auch Michael Jacksons „Hear the World“. Die Early Birds begeistern zum Abschluss mit Brahms Wiegenlied „Guten Abend, gute Nacht“, erst ganz verhalten gesungen und musikalisch begleitet, dann immer kräftiger und fast schon rockig, ehe Yana wie zum Abschied an das Publikum „schlaf nun selig und süß, schau im Traum ’s Paradies“ aushaucht und sich mit der gesamten Truppe zum Applaus verneigt.

Die ZMO-Vorsitzende, Jutta Hager, zeigte sich begeistert und bedankte sich. „Interessante Arrangements, tolle Lieder, ihr seid bestimmt nicht das letzte Mal hier gewesen.“  Dafür gibt es abermals zustimmenden Beifall.

 

Autor: kga

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