Eine Zeitungsseite mit Abbildungen antiker Schreibmaschinen. Foto: Claudia Röhrich

GONSENHEIM – Antike Schreibmaschinen gibt es aus verschiedenen Jahrzehnten. Sehr alte Sammlerstücke stammen aus dem 19. Jahrhundert, als bekannte Marken wie Remington vorherrschten. Werner Busch, Erster Vorsitzender des Mainzer Stenografen Vereins Mainz 1862 und Ex-Ortsvorsteher vom Lerchenberg, widmete sich dem Thema „Dem Vergessen entgegenwirken – Präsentation historischer Schreibmaschinen“. Werner Busch zeigte an diesem Abend historische Schätze seines Vereins und berichtete Fakten und Anekdoten zu Oliver Typewriter, Underwood, Remington, Mercedes sowie Erika und Olivetti-Valentin.

Vorsitzende Manuela Müller-Horn vom Heimat- und Geschichtsverein Mainz Gonsenheim leitete den Vortrag ein und begrüßte die Gäste herzlich. Darauf folgte ein sechsminütiges Video, welches ein äußerst kompliziertes Gespräch zeigte, zwischen zwei Generationen mit unterschiedlichem technischen Hintergrund.

Die Schreibmaschinenmodelle Oliver Typenwriter und Adler Modell sieben. Foto: Claudia Röhrich

Seit einem Vierteljahrhundert sind Schreibmaschinen aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden. Die mechanischen und elektrischen Schreibmaschinen wurden durch Computer ersetzt, angefangen mit dem Commodore C64, der 1982 auf dem Markt kam und mit dem sich Busch ausgiebig auseinandersetzte.

Ein paar Maschinen, die der Stenografen Verein vor der Schrottpresse sichern konnte, präsentierte der Redner den Gästen im Barocksaal des Gonsenheimer Rathauses anhand seiner 24 Folien. Er erzählte die Entwicklungsgeschichte der Maschinen und von deren Vergangenheit.

Typenhebel mit zwei verschiedenen Aufschlagsarten. Foto: Claudia Röhrich

Mit diesen handwerklich interessanten Schreibgeräten wurde im wahrsten Sinne des Wortes Geschichte geschrieben. „Die Schreibmaschine, die kleine Schwester der Gutenberg’schen Druckerpresse, ist das Bindeglied zwischen Gutenberg und Bill Gates und soll der Nachwelt erhalten bleiben“, so lautet die Intention von Busch. Auch seltene Stücke werden für große Summen gehandelt, wusste er zu berichten. Zu den teuersten Schreibmaschinen der Welt gehören die hölzernen Modelle aus der österreichischen Tischlerei Peter Mitterhofer. Der Preis für eine solche Maschine kann bis zu 100.000 Euro betragen.

Die Fachwelt ist sich strittig, ob der Aufbau der ersten, im großen Stil industriell hergestellten Schreibmaschine von Peter Mitterhofer in Österreich oder von Remington und Sholes in den Vereinigten Staaten erfunden wurde. Beiden Maschinen gemeinsam ist jedoch die Art des Typenhebelanschlages sowie die Ausführung der Tastatur. Grundsätzlich werden die Schreibmaschinen nach ihrer Konstruktionsart unterschieden. Anhand folgender Merkmale wird diese Unterscheidung vorgenommen: Am bekanntesten ist die Konstruktionsvariante nach der Wagner`schen Underwood mit dem sogenannten „Vorderanschlag“ und der Standardtastatur. Bei der Vorderanschlagmaschine gelangt die Type, welche am äußeren Ende des Typenhebels verlötet ist, an der Vorderseite der Walze auf dem Papier zum Abdruck. Um das Geschriebene bei dieser Funktionsweise lesbar zu machen, muss die Schreibwalze hochgeklappt werden, denn der Typenanschlag erfolgt auf der Unterseite der Walze.

Die Schreibmaschine, die Busch seinem Publikum vorstellte, war die Mignon. Sie wurde im Deutschen Reich gebaut, es handelt sich hier um eine Eintastatur-Schreibmaschine (Zeiger-Schreibmaschine) mit Typenwalze und Einfärbung durch Farbband. Sein Vater besaß eine und bei Handwerkern war sie sehr beliebt, da kein 10-Finger-System von Nöten war.

Die Zeichenauswahl erfolgt bei der Adler Nr. 7 über eine dreireihige Tastatur. Über ein Hebelgestänge gleiten die Typenstäbe über eine gehärtete Stahlplatte und kommen dann in einer festen Typenführung zum Anschlag, sodass alle Zeichen in der gleichen Höhe zum Abdruck gelangen. Die Adler-Schreibmaschine wurde in den Adler-Werken in Frankfurt produziert. Die Remington-Schreibmaschine zählt bis zu dem Modell Nr. 10 zu den Unteranschlagmaschinen mit Standardtatstatur. Zum Lesen des Geschriebenen muss die Schreibwalze an dem geschwungenen Hebel auf der rechten Seite des Wagens hochgeklappt werden. Die Remington- Schreibmaschine war eine der meistverkauften Schreibmaschinen in Amerika.

Werner Busch hielt einen informativen Vortrag. Foto: Claudia Röhrich

Eine Kugelkopfschreibmaschine von IBM oder Olivetti Valentine waren teure Stücke, 3000 Mark musste ein Käufer früher dafür aufbringen. Die Olivetti ist eine mechanische Schreibmaschine, die ab 1969 bis 2000 von Olivetti hergestellt wurde.

Der Redner stellte gegen Ende des Vortrags noch zwei Schablonendrucker, einen mechanischen und einen elektrischen, vor, die zur Vervielfältigung in den 60er-Jahren genutzt wurde. „Das war der Schnelldurchgang durch die Sammlung historischer Schreibmaschinen“, so Busch. Die Gäste applaudierten mit Blick auf Werner Busch, der seinen Vortrag vortrefflich hielt.

 

Autor: Claudia Röhrich

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