Kultur- und Weinbotschafterin Claudia Stein berichtete zum Laubenheimer Kirchlein Foto: kga

LAUBENHEIM – Wer durch die Oppenheimer Straße in Laubenheim geht, mag sie nicht unbedingt sehen, die evangelische Kirche, die sich direkt an ein Wohnhaus anschmiegt und sich so völlig unauffällig in die Häuserreihe einfügt. Sie ist so klein, dass sie liebevoll nur „Das Laubenheimer Kirchlein“ genannt wird. In der Reihe „Mittwochs 18 Uhr in Rheinhessen“ stellte die Kultur- und Weinbotschafterin Claudia Stein das Kirchlein etwa 25 Interessierten vor Ort vor.

Das Kirchlein ist von außen eher unscheinbar. Foto: kga

Claudia Stein nannte Jahreszahlen, Namen und Kuriositäten zu der 1894 von Adolph Umber auf seinem eigenen Grundstück erbauten und 1905 der evangelischen Gemeinde geschenkten Kirche. Unterstützt wurde Stein bei ihrem Vortrag mit einer Diashow von Friedhelm Kärcher, Vorstandsmitglied des 1985 gegründeten „Vereins zur Erhaltung der evangelischen Kirche Mainz-Laubenheim“.  Der Grabstein des Hundes „Schneutz“ steht im Grün vor der Kirche, außerdem weist Stein auf ein Loch unterhalb des Kirchendaches hin. Was hat es damit auf sich, und wieso überhaupt baute Umber, Mitglied der evangelischen Gemeinde in Weisenau und Laubenheim, das Kirchlein, das bis heute mit Platz für 60 Personen für Gottesdienste und anlässlich besonderer Feiern (neben den Räumen in dem in den 80er-Jahren gebauten evangelischen Gemeindezentrum) wie etwa Taufen oder Hochzeiten genutzt wird? Genau weiß das niemand: Anlässlich des Todes seines Sohnes, oder doch wegen der Hochzeit der Tochter? Vielleicht aber war die Kirche auch seiner verstorbenen Mutter gewidmet.

Das Innere des Kirchleins. Foto: Friedhelm Kärcher

Die Kirche drohte in den 80er-Jahren zu verfallen. Feuchte Wände, ein instabiles Dach, auch die eiserne Glocke durfte nicht mehr geschlagen werden. Der Erhaltungsverein nahm sich dem Kirchlein an und machte daraus wieder ein Kleinod für Laubenheim. Ein Heimatmuseum sollte sie nicht werden, sondern weiter im Dienste der evangelischen Gemeinde bleiben.  Das Loch im Kirchendach – dort heraus hing bis 1977 noch das Seil, mit dem die alte Glocke geschlagen wurde, klärte Stein auf und Kärcher zeigte Bilder dazu. Heute hängt die Eisenglocke im Altarraum und eine bronzene Glocke schlägt statt ihrer mit elektrischem Antrieb die Stunde.  Interessant ist die Geschichte der alten Glocke, die wie viele Glocken im Zweiten Weltkrieg der Rüstungsindustrie überlassen wurde. 1948 jedoch wurde sie auf einem Glockenfriedhof in Hamburg wiedergefunden. Doch auf ihrem Weg nach Mainz kam sie noch einmal abhanden. Im Februar 1949 wurde sie in Hanau gefunden und von dort per Lastwagen endlich wieder an ihren alten Ort gebracht. Bis 1988 läutete sie dort, ehe sie ausgetauscht werden musste.  Nach einer Stunde klappte Stein ihr Notizbuch zu und beendete die Führung mit einem kleinen Umtrunk.

 

Autor: kga

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