Leopoldine Chazeaud spricht über ihre Bilder während der Vernissage. Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

OBER-OLM – Das Wald-Naturschutzzentrum im Ober-Olmer Wald kombiniert derzeit Kunst mit Aufklärung. Die Bilder von Leopoldine Chazeaud, die zu den Öffnungszeiten des Waldkiosks besichtigt werden können, setzen sich beim bloßen Betrachten zunächst einmal mit der Fragilität und der Vergänglichkeit der Natur auseinander. „Von der Erde bis zum Himmel“ heißt die Schau, in der Chazeaud neben mehreren Ölbildern einige Bleistiftzeichnungen präsentiert. Während sich hinter den in Blau gehaltenen monochromen Bildern der künstlerische Blick auf die „sehr zerbrechliche Erdatmosphäre“ verbirgt, sind die Zeichnungen zarte Abbildungen „sterbender Kiefern im Lennebergwald“, erläutert die 1982 in Frankreich geborene Künstlerin. Seit 2016 gehe sie regelmäßig im Lennebergwald spazieren. „Von Sturm zu Sturm verändert er sich stark.“

Die Leitmotive folgen klar der Spur des Klimawandels. In der Vernissage der Ausstellung erzählt Chazeaud von der Widersprüchlichkeit, die sie für das Thema ihrer Werke fruchtbar macht: „Der Mensch zerstört das, was er zum Leben braucht, und dennoch wird die Natur ihn überdauern“.

Dass Klimaveränderung keine Mär sei und ernstzunehmende Folgen habe, darüber spricht Öden Terli. Der bekannte ZDF-Meteorologe leistet nicht nur im Fernsehen und in sozialen Netzwerken, sondern auch bei Anlässen wie der Ober-Olmer Vernissage klimatologische Aufklärungsarbeit. „Die Veränderungen finden jetzt statt“, sagt er. Spätestens seit 2018 nehme die Wissenschaft grundlegende Veränderungen wahr. Er nennt als Beispiel die letzten vier trockenen Jahre. „Speziell im Lennebergwald lassen sich die Folgen des Wassermangels aus erster Hand betrachten.“

Als Gastgeber im Ober-Olmer Wald-Naturschutzzentrum zeigt sich Revierförster Jan Hoffmann beeindruckt von der Wirkung der Ausstellung. „Sie erlaubt es, den Bogen vom großen abstrakten Blick über Emotionalität bis hin zur persönlichen Betroffenheit zu spannen.“

De letztere Haltung nimmt Thomas Köhrer ein. Der Forstwirtschaftsmeister im Lennebergwald reflektiert den eigenen Berufsweg. Seit 41 Jahren sei er in der Forstwirtschaft tätig, teilt er mit. Genauso wie viele seiner Kollegen, die bald am Ende ihrer beruflichen Bahn stehen, müsse er jetzt zusehen, „wie unser Lebenswerk zerstört wird“.

Auch für andere Menschen könnte die Ausstellung ein guter Einstieg sein, über die Klimaveränderung nachzudenken, fügt er hinzu.

Wer den Warnschuss des Klimawandels bisher nicht vernehmen wollte, könnte sich womöglich von den leisen Tönen und der Ästhetik der Bilder von Chazeaud angesprochen fühlen. „Vielleicht werden wir die Bilder auch im Lennebergwald präsentieren“, schlägt Köhrer vor. Im Wald-Naturschutzzentrum sind sie jedenfalls noch zum 30. April zu sehen.

Der Besuch ist bei freiem Eintritt zu den Öffnungszeiten des Waldkiosks möglich. Im Februar und März: So 11 bis 16:30 Uhr, und von April bis Mai: Fr – So 11 – 17:30 Uhr.

 

Autor: Gregor Starosczyk-Gerlach

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