Stadtbürgermeister Dirk Hasenfuss bedankt sich bei Archivarin Anuschka Weisener für den informativen Vortrag über das Schicksal des Nieder-Olmers Heinz Kerz. Foto: Annette Pospesch

NIEDER-OLM – „Er war sehr netter Mann, ein richtiger Nieder-Olmer und besonders beliebt bei den Kindern“, so die einhellige Meinung der Zeitzeugen, die zum Vortrag von Stadtarchivarin Anuschka Weisener über die Lebensgeschichte von Heinz Kerz gekommen waren. So spricht es auch für sich, dass die Plätze im ursprünglich für den Vortrag vorgesehenen Raum im Alten Rathaus von Nieder-Olm nicht ausreichten und man in den Ratssaal des neuen hatte ausweichen müssen. Stadtbürgermeister Dirk Hasenfuss freute sich „über das große Interesse an der Nieder-Olmer Historie und im Besonderen am Schicksal von Heinz Kerz“, nach dem auch die städtische Sporthalle benannt ist. Dort erinnert eine Gedenktafel an den Mann, der am 15. April 1920 als Kind der Nieder-Olmerin Maria Baumgärtner und eines dunkelhäutigen französischen Kolonialsoldaten geboren wurde und am 6. November 1980 verstorben ist. Die wechselvolle und schicksalhafte Lebensgeschichte zwischen diesen beiden Daten rollte Anuschka Weisener anhand eines Bildervortrages anschaulich auf.

Großes Interesse herrschte bei den Zuhörern, unter ihnen auch viele Zeitzeugen, an der Lebensgeschichte des Nieder-Olmers Heinz Kerz. Foto: Annette Pospesch

 

Die Archivarin ließ die Zuhörer wissen, dass der junge Heinrich, den alle nur Heinz nannten, ein begeisterter Fußballer war, im Ort völlig integriert und viele Freunde hatte. Doch schon mit 13 Jahren musste er erleben, dass die Nationalsozialisten in ihm nur “minderwertiges Leben” sahen. In einer geheimen und illegalen Aktion wurde Kerz mit hunderten anderen Jugendlichen im Mai 1938 zwangssterilisiert. Er überlebte mehr als zwei Jahre “Schutzhaft” im KZ Dachau, bis er von den Amerikanern befreit wurde und nach Nieder-Olm zurückkehrte. Weisener berichtete, dass es ihm gelungen sei, zusammen mit seiner Frau Dina Maier, ein neues Leben aufzubauen. Er arbeitete zunächst als Kraftfahrer, später als Bademeister und war bei Jung und Alt als Schwimmlehrer beliebt. Darüber hinaus engagierte er sich im politischen und gesellschaftlichen Leben. Doch aufgrund von Spätfolgen nationalsozialistischer Gewalt starb er bereits mit 60 Jahren viel zu früh an einem Herzinfarkt.

 

Autor: Annette Pospesch

Teilen