Die SGL’chen – Der ganze Stolz der Schwarzen Gesellen aus Laubenheim.
 Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

LAUBENHEIM/WEISENAU – Im Exil, aber froh: Bei der Sitzung der Schwarzen Gesellen Laubenheim (SGL) im Haus der Kulturen in Weisenau sprudelte die närrische Begeisterung für die fünfte Jahreszeit, die die Anhänger von Gott Jocus so lange entbehrt hatten, aus jedem Akt auf der Bühne. „Fast in Laubenheim und ein bisschen in Weisenau“ – begrüßte Sitzungspräsident Matthias Keil das Publikum zum Start in die überaus heitere Sitzung. Weil die Menschen, die auf der Flucht aus der Ukraine einen Zufluchtsort in Mainz gefunden hatten, auch in der Laubenheimer Riedhalle untergebracht worden waren, konnten die SGLer ihre Narrhalla nicht nutzen. Sie ließen zu keiner Zeit die Köpfe hängen.

Max Trossbach (li.) und Dennis Bugner im Vorspiel.

Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

Der Narr wäre sich untreu, wenn er die Emigration nicht als Bonmot einsetzte. Mal mit dem Plakat „Laubenheim goes Weisenau“ oder im Vorspiel als Max Trossbach und Dennis Bugner die verzweifelte Suche nach der Halle wie im Bermudadreieck zwischen der B 9, A 60 und der Weisenauer Brücke aufs Korn genommen hatten: „Wie komme ich denn zu euch, wenn ich mich doch dauernd verfahre?“ Gegen jede Missdeutung stellte gleichwohl „Rentner“ Klaus Schmitt die Haltung im Verein klar: „Auch wenn die Stadt uns die Hall‘ genommen/ die Flüchtlinge aus der Ukraine sind uns willkommen.“ Genauso eindeutig bezog das Moritaten-Duo Georg Hessling und Koni Schaefer Stellung und sang nachdenkliche Zeilen: „Putin, der Kriegsverbrecher, hat unsre Narrhalla blockiert.“ Doch: „Gerade in diesen Zeiten braucht’s Hilfe und auch Helau. Wir lassen den Putin nicht siegen und feiern in Weisenau.“ Im Protokoll fand Peter Häffner, dass das Grün der Grünen nun mehr oliv wird, und in der Laubenheimer Mitte auf dem ehemaligen Grundschulgelände, „wo früher so ganz viel Leben, tun sich seit Wochen nur Trümmer erheben“. „Bauleute kannst du da nur schwerlich entdecken. Spielen die wie die Kinder darin nur verstecken?“ Toni Tierwald und Frank Debo erheiterten als Dummbabbler-Rednerpaar das Publikum in einer gespielten Fahrstunde, genauso wie das mittlerweile erfahrene Nachwuchstalent Nick Stenner, das diesmal als Student in die Bütt trat. Auf Stapelkarren schoben Bühnenhelfer die „Schaufensterpuppen“ vom Kirchenchor vor die Mikrofone, die mit Schlagermelodien und frechen Texten unterhielten: „Und dann die Hände zum Himmel, und lass uns sportlich sein!“ „Ein echtes Fest fürs Aug und Ohr – die sieben Damen vom Kirchenchor“, lobte der Sitzungspräsident.

Das Alte Männerballett tanzte British-Pop-Songs nach.

Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

Den Reigen der getanzten Fastnacht eröffneten die „SGL’chen“ zu Sarah Connors „Augen auf“ und Kasimas „Wonderful Life“. Als Fische in türkisfarbenen Kostümen versteckten sie in der Choreografie ein Statement gegen Meeresverschmutzung. „Unser ganzer Stolz“, freute sich der Sitzungspräsident. Bejubelt haben die Zuschauer auch die britische Pop-Geschichte beim Auftritt des „Alten Männerballetts“. Mit Songs wie „Wannabe“ von den Spice Girls ein weiterer Höhepunkt des Abends: Das Auditorium erhob sich und klatschte zum Rhythmus der Beats. Einen famosen Auftritt legte das junge Männerballett hin. Im komplett abgedunkelten Saal erschienen die elf jungen Männer in leuchtenden Anzügen, der Anblick beeindruckte das Publikum. Die rundum gelungene Sitzung, für die der Verein einen kostenlosen Shuttle-Bus-Service organisiert hatte, gestalteten außerdem: Horst Krausenegger (Do-it-yourself Handwerker), Petra Beringer (Oma), Gerold Reinbott (Jean von Bodenum), Tobias Keil, Johannes und Manuel Christ (Hübsche Bübsche), Jens Teschner sowie Matthias Keil und die Raben sowie das Damenballett.

Das Moritaten-Duo Georg Hessling (re.) und Koni Schaefer.

Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

 

Autor: Gregor Starosczyk-Gerlach

 

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