Präsentieren die Ausstellung (von links): Dr. Christiane Schäfer, Professor Dr. Ansgar Franz und Dr. Hedwig Suwelack. Foto: Bistum Mainz/Hoffmann

MAINZ – Die Mainzer Martinus-Bibliothek, Wissenschaftliche Diözesanbibliothek im Priesterseminar, zeigt gemeinsam mit der Forschungsstelle Kirchenlied und Gesangbuch der Universität Mainz die Ausstellung „Himmlische Harmonie“, in der es um die Geschichte der Gesangbücher im Bistum Mainz geht.

„Gesangbücher repräsentieren Gebrauchslieder“, erklärte Ansgar Franz, Professor für Liturgiewissenschaft und Homiletik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. „Im Gegensatz zu einem Gedicht, etwa von Johann Wolfgang von Goethe, entwickelten sie sich im Laufe der Zeit weiter. Jede Gemeinde singt sich ihren eigenen Text zurecht. Vor allem an der Entwicklung der Texte lässt sich gut ablesen, wie sich die Frömmigkeit der Menschen verändert hat, und auch, in welchem kulturellen Kontext die Lieder gesungen wurden“, sagte er. Das Lied „Es ist ein Ros‘ entsprungen“ etwa erschien im Jahr 1599 in Köln und hatte ursprünglich nur drei Strophen. Ihm wurden 20 Strophen hinzugefügt: „Es entwickelte sich zu einem langen Erzähllied“, sagte Franz. Im aktuellen „Gotteslob“ hat das Leid wieder nur drei Strophen.

Ein Gesangbuch aus Straßburg aus dem Jahr 1616. Foto: Bistum Mainz/Hoffmann

Der Gemeindegesang während der Messe war etwas, für das sich Martin Luther einsetzte. „Für ihn war der Gesang der Anteil der Gläubigen an der Liturgie“, erklärte Franz. In der katholischen Kirche spielte der Gemeindegesang hingegen eher eine Rolle bei Wallfahrten und Prozessionen. „In Mainz gab es jedoch die Besonderheit des Mainzer Cantual von 1605“, sagte Dr. Christiane Schäfer, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Gesangbucharchivs. Dabei handelt es sich um ein Gesangbuch, in dem lateinische und deutsche Lieder für verschiedene Anlässe wie Gebet und Wallfahrt festgehalten sind, auch für den Gebrauch deutscher Lieder in der Messe. Neben Liedern enthielten die Gesangbücher auch klare Anweisungen für die musikalische Ausgestaltung. Schäfer zitierte ein Beispiel aus Ernst Xaver Turins „Neues christkatholisches Gesang- und Gebetbuch für die Mainzer Erzdiözes, Mainz 1787“: „Lieber weniger gebetet und gesungen, als durch ein übereiltes Gemurmel und Geschrei den Gottesdienst fruchtlos und verächtlich gemacht!“

In insgesamt zwölf Vitrinen zeichnet die Ausstellung die Geschichte des Gesangbuchs in Mainz nach, wobei in der zwölften Vitrine auf die jeweilige Drucktechnik in den verschiedenen Jahrhunderten eingegangen wird. Es sind zum Beispiel „Not-Gesangbücher“ aus dem Zweiten Weltkrieg zu sehen, und die Ausstellung geht auf die Entwicklung zum ersten Gotteslob mit Stammteil und Diözesanteil ein, das im Jahr 1975 eingeführt wurde.

Am Sonntag, 20. November, gibt es um 18.00 Uhr eine Führung durch die Ausstellung. Im Anschluss um 19.00 Uhr findet ein Präsentationskonzert in Mainz, St. Quintin statt. Professor Franz gibt Erläuterungen, Diözesankirchenmusikdirektor Lutz Brenner wird an der Orgel spielen, ein Vokalensemble unter der Leitung von Regionalkantor Alexander Müller wird singen.

 

Autor: red

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