Tatiana Herda Munoz. Foto: Privat

HECHTSHEIM – Nach knapp dreieinhalb Jahren Amtszeit ist die Hechtsheimer Ortsvorsteherin Tatiana Herda Munoz (SPD) zurückgetreten. Sie lege ihr Amt mit sofortiger Wirkung nieder, sagte Munoz in einer schriftlichen Erklärung. Die Erklärung von Tatiana Herda Munoz im Wortlaut:

„Ich lege mein Amt als Ortsvorsteherin von Mainz-Hechtsheim mit sofortiger Wirkung nieder. Meine familiäre Situation erlaubt es mir derzeit und absehbar nicht, mein Mandat als Ortsvorsteherin so auszuführen, wie es mein Anspruch ist und wie es Hechtsheim verdient. Mit Bedauern, aber ohne Zweifel lege ich dieses schöne Amt nieder. Ich blicke voller Freude zurück auf die letzten drei Jahre. Ich erinnere mich an die großartige Gemeinschaft und den Zusammenhalt in Hechtsheim während der Pandemie. Ich habe wochenlang mit Hunderten Menschen in vielen WhatsApp-Gruppen, per Social Media und Telefon gesprochen, Hilfe koordiniert und Aktionen gestartet. Hechtsheim hat nun endlich wieder einen festangestellten Stadtteilhelfer, der den Ortskern sauber hält und für den Stadtteil da ist. Mit der Feuerwehr haben wir Tonnen an Hilfsgütern im Bürgerhaus für das Ahrtal gesammelt, geordnet und ins Katastrophengebiet gebracht. Und nicht zuletzt haben wir mit dem Gewerbeverein und mit dem gesamten Ortsbeirat den Weg frei gemacht für die lang ersehnte Umgestaltung unseres Ortskerns – ein historischer Ortsbeiratsbeschluss für Hechtsheim. Das alles und vieles mehr wie einen politischen Pop-up-Laden im Ortskern, Briefpatenschaften für Senior:innen oder Pizza & Politics im Jugendzentrum, habe ich in den letzten drei Jahren (mit)gestaltet. An alle, die hier kräftig mitgearbeitet und mich immer unterstützt haben, von ganzem Herzen: vielen Dank!

Das Leben, wie es manchmal so ist, hat mich nun vor einer große und unschöne Entscheidung gestellt. Die Ressourcen und die Zeit eines jeden Menschens sind begrenzt. Als abzusehen war, dass ich nicht mit derselben Zeit und Leidenschaft der letzten drei Jahre auch in Zukunft Ortsvorsteherin für Hechtsheim sein kann, war meine Entscheidung klar. Zu einer verantwortungsvollen Politik gehört auch das Erkennen eigener Grenzen. Meine Familie braucht mich jetzt und ich bitte dafür um Verständnis. Ich mache nun schnellstmöglich Platz für jemanden, der oder die Hechtsheim in den nächsten Jahren die Aufmerksamkeit widmen kann, die es verdient. In der Übergangszeit wird mich meine geschätzte Stellvertreterin Birgit Zehe-Clauß vertreten. Wir stehen im engen Austausch.“

Die Hechtsheimer SPD würdigte Munoz in einer Presseerklärung. Die SPD Mainz-Hechtsheim und die SPD Mainz bedauerten den Rücktritt von Tatiana Muñoz als Ortsvorsteherin. „Tatiana Muñoz hat nach ihrer Wahl 2019 dem Stadtteil viele neue Impulse gegeben“, erklärten der SPD-Vorsitzende Tobias Heger und der Fraktionssprecher im Ortsbeirat, Klaus Euteneuer. „Das hat dem Ort gut getan. Sie war eine der wenigen Lokalpolitikerinnen, die verstanden haben, dass Hechtsheim seit sehr vielen Jahren schon ein Stadtteil einer Großstadt im Rhein-Main-Gebiet ist. Dass Menschen aus allen Teilen Deutschlands, Europas und der Welt zuziehen und manche vielleicht nur für einige Jahre bleiben. Dass diese Menschen dennoch von der Lokalpolitik wahrgenommen werden möchten. Tatiana Muñoz hat die Lebenswirklichkeit der Bürgerinnen und Bürger gesehen und darauf Antworten gefunden.“

Der Co-Vorsitzende der Mainzer SPD, Christian Kanka, bezeichnete den Rücktritt als Verlust für die Lokalpolitik. In der Reihe der Ortsvorsteherinnen und Ortsvorsteher habe Tatiana Muñoz rasch ihre Rolle gefunden. „Sie wird dort fehlen“, sagte Kanka. „Ich bin zuversichtlich, dass die SPD im Stadtteil Hechtsheim den Bürgerinnen und Bürgern einen sehr guten Personalvorschlag für die anstehende Wahl machen wird.“

In den mehr als drei Jahren ihrer Amtszeit habe Tatiana Muñoz in den Grenzen, die einer Ortsvorsteherin durch die rheinland-pfälzische Kommunalverfassung gesetzt sind, einige beachtliche Projekte auf den Weg gebracht, sagten Heger und Euteneuer weiter. Darunter sei als Letztes und Wichtigstes die Umgestaltung des zentralen Abschnitts der Alten Mainzer Straße zu nennen. „Auch die politische Kultur im Stadtteil hat Tatiana Muñoz maßgeblich beeinflusst. Sie hat immer darauf bestanden, dass Politik für etwas eintreten muss. Politische Raufereien um der Rauferei Willen und persönliche Auseinandersetzungen hat sie üblicherweise abgelehnt.“ Dies sei umso höher zu bewerten, als sie immer wieder üblen Anfeindungen ausgesetzt gewesen sei.

Die SPD respektiert die Entscheidung und dankt Tatiana Muñoz. „Unser Respekt gilt den Gründen für ihre Entscheidung. Ihre Haltung, dass sie das Amt niederlege, weil sie es nicht mehr mit vollen Ressourcen ausüben könne, zeigt Verantwortungsbewusstsein und verdient Hochachtung. Unser Dank gilt ihren Leistungen und ihrem persönlichen Einsatz. Mit ihrer Art, politisch zu handeln, ist sie für viele in der Lokalpolitik ein bleibendes Vorbild.“

 

Autor: red

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