Georg Krausch hält zum Namenstag seines Vorplatzes eine Rede. Foto: Claudia Röhrich

OBERSTADT – Frederich Peterka am Saxofon und Lukas Ross an der Gitarre leiteten mit Jazzmusik eine Feierstunde am namenlosen Platz vor dem Forum der Mainzer Universität ein. Der Dekan der Uni begrüßte u. a. Ortsvorsteher Daniel Köbler (Grüne) Ortsvorsteher der Oberstadt, eine Zeitzeugin von Irene Giron, Historikerin Prof. Dr. Corine Defrance, und die Delegation aus Germersheim.

Georg Krausch, Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) stellte bei einem Untersuchungsbericht fest, dass in Mainz fast keine Straßen nach Frauen benannt sind. Also suchten sie Frauen die wichtig waren raus, eine typische Frau aus der zweiten Reihe, die eine Menge bewegt hat, für die Namensgebung des noch namenlosen großen Platzes.

Jetzt endlich sollte dieser wunderschöne, wiederaufgebaute Platz seinen Namen erhalten. „Der Platz ist schöner geworden, funktioneller, er war früher aber grüner“, so Krausch. Köbler sprach: “der Beirat der Oberstadt hatte einstimmig beschlossen, dass dieser Platz nach Irene Giron benannt wir“. Die Informationen die Köbler über Irène Giron hatte waren auch aus dem Netz gegoogelt, verriet er.

Oberbürgermeister Nino Haase, Ortsvorsteher Daniel Köbler, Georg Krausch und Historikerin Corine Defrance enthüllen die Info-Stehle. Foto: Claudia Röhrich

Zeitzeugin Defrance berichtete sehr ausführlich mit französischen Akzent, über das Leben und Schaffen der Namensgeberin. Nachdem alle Redner gesprochen hatten, wurde rechts des Weges eine lebensgroße Stehle enthüllt, auf der zuvor eine große rote Schleife prangte. Diese Info-Stehle ist von und hinten bedruckt, oben mit dem Portrait von Irène Giron und unten der erläuternde Text, steht nun auf dem Irène-Giron-Platz.

In Heidelberg hat die als Tochter eines englischen Vaters und einer deutschen Mutter Irène Giron 1934 ihr Dolmetscherdiplom für Französisch erworben. Nachdem ihre Familie 1937 nach Südafrika ausgewandert war, handelte sie als Dolmetscherin der französischen Regierung in der Abhörabteilung des Rundfunks.

Bisweilen des Zweiten Weltkriegs war sie miteinander mit ihrem Mann Charles Giron Mitglied der Résistance und verrichteten ihre Arbeit in den Widerstandsgruppen mit. In Algerien lernte sie Raymond Schmittlein kennen, den späteren Leiter der Kulturabteilung der französischen Militärregierung. Als seine Stellvertreterin, zu der sie 1946 ernannt wurde, spielte sie eine zentrale Rolle bei der Gründung und beim Ausbau der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, der Staatlichen Dolmetscherhochschule in Germersheim und des heutigen Leibniz-Institut für Europäische Geschichte.

Irène Giron war die treibende Kraft hinter der Gründung der Staatlichen Dolmetscherhochschule in Germersheim, dem heutigen FTSK Uni Mainz in Germersheim, im Jahr 1947.

OB Haase, Ortsvorsteher Köbler und Uni-Präsident Krausch wenden sich dem Stehlen Text zu. Foto: Claudia Röhrich

Mit ihren Erfahrungen, die sie am Dolmetscherinstitut in Heidelberg gesammelt hatte, prägte Giron maßgeblich das Konzept der Dolmetscherhochschule in Germersheim und war zentrale Ansprechpartnerin bei der französischen Militärregierung für alle Belange der Hochschule. Sie vermittelte Material für den Ausbau und die Ausstattung der Hochschule, sprach bei Personalentscheidungen mit und hatte auch für die Anliegen der Studierenden ein offenes Ohr.

Irène Giron blieb auch nach ihrer Rückkehr nach Frankreich durch gleichmäßige Besuche mit Germersheim beisammen, bekam die Diether von Isenburg-Medaille der JGU und auch ein Studierendenwohnheim in Germersheim wurde nach ihr betitelt.

Die JGU möchte sich zum Teil auf ihre Gründungsgeschichte bedenken, vor allem aber die benachbarte Bande der JGU mit ihrem Standort Germersheim sowie die unvergessliche deutsch-französische Partnerschaft zum Ausdruck bringen, mit der Benennung des Vorplatzes nach Irène Giron und der hier aufgestellten Info-Stele.

1952 ging Irène Giron zurück nach Paris. Für ihre Tätigkeit wurde sie noch im gleichen Jahr mit dem Grad eines Ritters der Ehrenlegion geehrt.

 

Autor: Claudia Röhrich

Teilen