In Anlehnung an die Werke des Künstlers Kasimir Malewitsch entwickelte Herbert Beck den Transsuprematismus. Foto: Mandy Kramer

GONSENHEIM – Sein Leben ließe sich mathematisch als „3 x 3” beschreiben, erläuterte Dr. Herbert Beck zu Beginn seines Vortrages mit dem Titel „Wie macht man sein Leben bis ins hohe Alter fruchtbar?” Drei Frauen sowie drei nahezu tödlich verlaufene Unfälle hätten sein Leben maßgeblich geprägt. Darüber hinaus erläuterte Beck seine drei lebenslangen Engagements im Bereich der Wissenschaft, der Theologie sowie der Kunst.

Der facettenreiche Vortrag des 91-jährigen Gonsenheimers fand im Rahmen einer Kunstausstellung im Barocksaal des Gonsenheimer Rathauses statt. Neben selbstgemalten impressionistischen Bildern mit Naturmotiven und „transsuprematistischen” Werken umfasste die Ausstellung auch Kunstwerke von Eugenie Beck-Kraus, Becks erster Ehefrau. Darüber hinaus waren zudem Stickereien der Physikerin und Chemikerin Tatjana Reich vertreten sowie „surrealistische Träumereien” der ukrainischen Malerin Anzhela Shkinder. Als Gründer des „Transsuprematismus” erläuterte Beck zudem seinen Werdegang im Bereich der Kunst. Vorbild war das suprematistische schwarze Quadrat von Kasimir Malewitsch, welches in etwa 15 verschiedenen Variationen existiere. Beck entwickelte eine transsuprematistische Komposition, indem er ein schwarzes Kunstglasquadrat mittels Magneten auf einer weißen, quadratischen Stahlblechplatte montierte. Die dadurch entstandene Möglichkeit verschiedener Positionen sei „zugleich die Aufforderung an den (kunstverständigen) Betrachter, selbst mitzugestalten. Damit ist eine partnerschaftliche Kunst möglich”, so Beck.

Als Anschauungsmaterial brachte Beck Schaukästen mit Schmetterlingen, eigens verfasste Lehrbücher sowie lebende Raupen aus dem Ober-Olmer Wald mit. Foto: Mandy Kramer

Der in Gunzenhausen geborene Wissenschaftler und Künstler war in seinem Leben von drei einflussreichen Ehefrauen umgeben. Trotz des Altersunterschiedes von 28 Jahren blieb Beck bis zum Tode seiner ersten Geliebten mit ihr zusammen. 1996 lernte er seine zweite, wesentlich jüngere Frau, mit einem Altersunterschied von 36 Jahren, kennen und wurde sechs Jahre später Vater eines gemeinsamen Sohnes. Mit seiner dritten Frau sei er bis heute glücklich vereint. Bezüglich der erlebten schweren Unfälle ist Beck sich sicher, dass eine göttliche Kraft ihn dreimal vor dem Tode gerettet habe. Bei dem ersten Unfall sei er als Radfahrer fast von einem Auto erfasst worden. „Bei dem versagt gleich die Lenkung” ertönte eine Stimme in Becks Kopf und rettete ihn somit vor dem Tod. „Wie kann man das erklären?”, fragte Beck rhetorisch in die Runde. Auch der zweite Autounfall ging glücklicherweise glimpflich aus. Selbst eine Gehirnblutung, ausgelöst durch den Liebesakt, habe der „ungewöhnliche Gonsenheimer” unbeschadet überstanden.

Über Dr. Herbert Beck könnte man eine umfangreiche Biografie verfassen. Neben seiner selbstständigen Lehrtätigkeit im Mainzer Schuldienst verfasste Beck im Rahmen seiner wissenschaftlichen Forschung zudem mehrere Publikationen. Im Laufe seines Lebens widmete er sich der Fortsetzung seiner Dissertation „Die Larvalsystematik der Eulenfalter = Noctuidae”, der artenreichsten Schmetterlingsfamilie, die zugleich eine der fünf artenreichsten Familien des Tierreiches sei. Durch seine larvale Untersuchungen in den Jahren 2009, 2015 und 2016 konnte Beck nachweisen, „dass die verwandtschaftlichen Verhältnisse bei den verwandten Familien der ,Eulen’, etwa bei den Nolidae s-l., und bei den ,Eulen’ selbst von den Schmetterlingsforschern und den Molekular-Systematikern falsch dargestellt werden, die Methoden der Molekular-Systematiker fehlerhaft sein mussten, was schließlich bestätigt wurde – ein später Triumph für die so missachtete Larvalforschung (bei Schmetterlingen)“. Die Einberufung eines Zoom-Kongresses für die Noctuidologen am 31. Mai 2023 sei somit ein weiterer Höhepunkt seines wissenschaftlichen Werdeganges gewesen, freute sich Beck. „Glauben Sie niemandem, besonders in der Wissenschaft”, appellierte er in diesem Zuge.

Neben Kunstwerken von Herbert Beck waren auch Gemälde von Eugenie Beck-Kraus und Anzhela Shkinder sowie Stickereien von Tatjana Reich ausgestellt. Foto: Mandy Kramer

Darüber hinaus nahm Beck im Rahmen seines Vortrages Bezug zur Theologie. Als Wissenschaftler lese man die Bibel anders, erläuterte er. Zudem sei sein hohes Alter dem Mitwirken im Kirchenchor zu verdanken. Da seine zweite Ehefrau prophezeite, dass Beck 140 Jahre alt werde, hat der „ungewöhnliche Gonsenheimer” noch genügend Zeit für weitere künstlerische, theologische sowie wissenschaftliches Tätigkeiten. Der gemütliche Abend im Barocksaal klang mit dem live gespielten Klavierstück „Hymne an die Liebe” der Musikerin Elena Skriganova-Heinrich aus.

 

Autorin: Mandy Kramer

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Als zugezogene Mainzerin schreibe ich seit Juni 2021 für Journal LOKAL - die LOKALE Zeitung und berichte größtenteils aus den Stadtteilen Gonsenheim und Finthen. Darüber hinaus mache ich auch gerne journalistische Abstecher in andere Mainzer Stadtteile, wie z.B. nach Drais, Mombach, Marienborn, Lerchenberg und in die Neustadt. Meine Themengebiete sind sehr vielfältig; ich berichte jedoch besonders gerne über naturverbundene Themen sowie über Kunst und Kultur. Neben meinem Studium der sozialen Arbeit verbringe ich meine Freizeit am liebsten in den Mainzer Naherholungsgebieten.