Die zum Rundgang erschienenen Gäste sammelten sich um den Brunnen. Foto: Sophie Ober

LAUBENHEIM – Für knapp 9300 Menschen ist Laubenheim inzwischen ein schönes Zuhause. Es bietet viel Natur, einen schönen Park, ausreichende Sportmöglichkeiten und sehr viel Kultur.

Es gibt jedoch viele Ecken in Laubenheim, die jeder mal gesehen hat und kennt, bei denen man oft aber gar nicht darüber nachdenkt, wie viel Geschichte in den alten Mauern und Gassen steckt.

Damit diese beeindruckende Historie nicht verloren geht und die Laubenheimer ein besseres Gefühl für ihre Heimat kriegen, führte Ortsvorsteher Gerhard Strotkötter auch dieses Mal wieder bei umwerfendem Wetter auf einem verkürzten Rundgang durch Alt-Laubenheim. Dabei trug er stehts ein Lächeln im Gesicht und ließ keine Fragen offen.

Der Jubiläumswein am Brunnen. Foto: Sophie Ober

Startpunkt des Rundgangs war das Wiegehäuschen auf dem Marktplatz, an dem auch der bekannte alte Brunnen, der Mittelpunkt Laubenheims, und der Ausscheller stehen. Auch wenn man es dem Brunnen und dem Wiegehäuschen nicht direkt ansehen kann, haben sie schon schwierige Zeiten hinter sich. Damals stand dort, wo heute das Wiegehäuschen steht, ein Rathaus. Als 1792 jedoch die Franzosen in Mainz einmarschierten, wurden dieses und der Brunnen zerstört. Außerdem wurde am 30. April 1933 eine sogenannte „Hitlereiche“ gepflanzt, unter die eine Urne gesetzt wurde, in der alle Namen der Gründungsmitglieder der Partei enthalten waren. Nach dem Krieg wurde diese ausgebuddelt und die Namen, zum Beschämen vieler, verlesen.

Ortsvorsteher Gerhard Strotkötter begrüßte die Gäste. Foto: Sophie Ober

Der nächste Halt des Rundgangs war die bereits ab 1540 angelegte Pfarrgasse und das an der Ecke stehende zweitälteste Haus Laubenheims, direkt hinter dem Wiegehäuschen. Es wurde bereits im 17. Jahrhundert gebaut und war der Sitz des damaligen Dorfschultheißes. Von dort aus ging es weiter in die Straße „Am alten Spritzenhaus“ zum Braunwärt’schen Haus und dem Hof, auf dem das ehemalige Spritzenhaus, das bis 1969 existierte, stand. Außerdem befanden sich auf dem ehemaligen Grund des St.-Viktor-Stiftes, der sich 1184 dort niederließ, seit 1882 eine Schule und ein Kindergarten, geführt von den Schwestern der göttlichen Vorsehung, die es bis vor kurzem sogar noch in Laubenheim gab.

Das älteste Haus Laubenheims. Foto: Sophie Ober

Weiter ging es dann zum ältesten Haus Laubenheims, das noch wunderschönes, rostrotes Renaissance-Fachwerk zeigt. Es wurde bereits 1585 errichtet und nach dem Abriss des Südteils aufgrund einer neuen Stichstraße um 1800, 1975 renoviert. Gewohnt haben soll dort der Amtmann des St. Viktor-Stift.

Der nächste Halt war der Siener‘sche Hof. Geht man unter dem Hoftor durch sieht man die noch erhaltene Inschrift: „Klück hat Neider Gott helf weider und wan der Neider wird noch so vil sogeschic doch was Gott haben will!“ Besonders beeindruckend ist, dass das Haus einen sowohl vom Hof als auch vom Haus zugänglichen Brunnen hatte.

Nach einem darauffolgenden kurzen Abstecher am ehemaligen „Laubenheimer Zuchthaus“ ein Stück rechts um die Ecke, wenn man die Straße „Am alten Spritzenhaus“ hinunterkommt, ging es weiter zum Innenhof des Marienhofs. Er besteht seit 1746 und weist neben der Muttergottesfigur mit Kind und einer lateinischen Inschrift eine barocke Bauweise auf. Bereits 1850 wurde hier die Sektkellerei Kupferberg gegründet. Für Sekt sind die Weinberge in Laubenheim laut Ortsvorsteher Strotkötter übrigens perfekt geeignet.

Viele Menschen standen zum Feiern und zum Probieren des Jubiläumsweins Schlange. Foto: Sophie Ober

Abschließend legte die Gruppe noch einen Halt in der Hans-Zöller-Straße vor dem denkmalgeschützten Landsitz des Mainzer Musikverlegers Franz Schott ein. 1840 ließ er sich hier eine Sommerresidenz errichten und empfing viele Komponisten, unter anderem Richard Wagner. Heute ist das Anwesen in Privatbesitz und darf nur von außen bestaunt werden.

Einen gemütlichen Ausklang fand die kulturreiche Führung anschließend am Ausgangspunkt des Rundgangs, dem Wiegehäuschen. Durch einen Schlauch wurde der gekühlte Laubenheimer Jubiläumswein, ein Cuvée aus Spitzenweinen, hygienisch, aber spektakulär, vom Wiegehäuschen über den Brunnen direkt ins Glas transportiert. Der Hof der „Goldenen Ente“ nebenan war geöffnet und bot neben leckeren Kleinigkeiten und Musikbegleitung durch die Laubenheimer Sänger einladende Sitzgelegenheiten für die über 130 erschienenen Wein- und Kulturliebhaber.

 

Autorin: Sophie Ober

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Ich bin 20 Jahre alt und gebürtige Laubenheimerin. So kam bei mir auch irgendwann der Wunsch auf, für Journal LOKAL zu schreiben. Seit Anfang 2022 schreibe ich von Kulturthemen, über Rundgänge durch die Natur, bis hin zu gesellschaftlichen Events. Privat bin ich eine absolute Leseratte und fotografiere, zeichne und reise sehr gerne.