Zwei gut erhaltene Glasflaschen – datiert auf das 3. bis 4. nachchristliche Jahrhundert – die vor Jahrzehnten im heutigen Ortsteil Elsheim gefunden worden waren. Hier auf einem Foto, das der Geschichtsverein beim letzten Römertag präsentiert hat. Foto: Reinhard Wilfert

STADECKEN-ELSHEIM – Der „XVI. Rheinhessische Römertag“ wirft seine Schatten voraus. In Stadecken-Elsheim beteiligt sich der Geschichts- und Heimatverein an der regionalen Präsentation des antiken Kulturerbes. „Wir nehmen schon seit vielen Jahren an der Veranstaltung teil“, sagt Reinhard Wilfert. Beispielsweise mit einer Ausstellung. „Beispielshaft für die Spuren der Römer zeigen wir Münzen und Scherben sowie unsere Vermutungen zu einem möglichen Burgus (turmähnliches Kastel, red.) im Bereich des alten Friedhofes“, sagt Wilfert. Der Verein „Archäologie in Rheinhessen und Umgebung“ habe in einem Sonderheft, das sich mit diesem Thema für den Ortsteil Stadecken befasst, die Forschungsergebnisse darstellt, verweist er. Der eifrige und 1979 gegründete Verein, der gegenwärtig etwa 90 Mitglieder hat, wird am Römertag, der am 30. April stattfindet, ab 13 Uhr in der kleinen Burgscheune in Stadecken-Elsheim sein (Burggrabenstraße 9).

Die Spuren der antiken Römer sind in der Doppelgemeinde klar vorhanden, wie die eingezeichneten Fundorte auf der Landkarte nahelegen. Ein roter Punkt im Ortsteil Elsheim steckt die Lage der neu entdeckten Villa rustica ab. „Über sie wird Archäologe Leon Hermann ebenfalls berichten“, kündigt Wilfert an. „Er hat darüber seine Bachelorarbeit geschrieben und vor Ort umfangreiche Messungen vorgenommen.“

Das Eintauchen in die römische Vergangenheit ermöglicht der Römertag 2023 auch an Orten wie Ingelheim, Heidesheim, Mainz, Alzey, Groß-Winternheim oder Bingen. Federführend für den Römertag ist der Arbeitskreis „Regionalparkideen“, der die Idee einer „Römerroute in Rheinhessen“ mit zahlreichen Kooperationspartnern verfolgt. Es ist ein Großprojekt, das seit 2004 immer mehr Zuspruch findet.

Ein weiteres Puzzleteil ist die geplante Errichtung eines Römer-Info-Turmes am Rande des antiken Siedlungsplatzes am Ortsrand von Stadecken-Elsheim. „Die Anregung dazu kommt von unserem Verein, die Finanzierung erfolgt mit Fördermitteln des LEADER-Projektes sowie Eigenmitteln der Gemeinde.“ An der Wanderroute „Hiwweltour Stadecker Warte“ soll ein Infopunkt entstehen, in dem „durch Betreten des Turmes im Inneren mittels 3 D Visualisierungen den Besuchern die historische Vergangenheit des Platzes dargestellt“ werden sollte. So lautet die Beschreibung auf der Projektseite.

Doch nicht nur rund um den Römertag hat der Heimatverein alle Hände voll zu tun. „Die nächste Mitgliederversammlung mit Wahlen ist am 4. Mai“, sagt der Schriftführer. Die monatlichen Treffen sind für Mitglieder wie Nicht-Mitglieder offen: Hauptsache interessiert. „Die Themen der Monate werden in unserem Newsletter aufgeführt.“ Den digitalen Info-Brief kann man auf der Homepage einsehen.

Die „To Do-Liste“ für die kommenden Jahre sei ziemlich lang. „Für dieses Jahr steht die fotografische Aufnahme unserer Friedhöfe auf dem Programm, um die Daten in die Datenbank des internationalen Grabsteinprojektes einzubringen.“ Als ein echtes Langzeitprojekt definiert er das Ortsfamilienbuch. „Ich schätze den Gesamtaufwand auf mindestens fünf Jahre, vielleicht auch zehn.“ Dafür müssen die Kirchenbücher transkribiert und die verwandtschaftlichen Beziehungen geklärt werden. „Alles, was auffindbar ist, wie etwa Personenstandsurkunden, kommt dazu, um in Gänze in einem Genealogieprogramm erfasst zu werden.“ Anschließend könne ein spezielles Programm das Ortsfamilienbuch erstellen, erläutert der Laienhistoriker. Gut daher, dass der Verein 2022 fünf neue Mitglieder für die lokale Geschichtsforschungsarbeit begeistern lassen konnte. „Wir haben sie gleich in unsere Arbeit eingebunden“, freut sich Wilfert.

 

Autor: Gregor Starosczyk-Gerlach

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