Die anwesenden Kinder beteiligten sich aktiv am Vortrag von Florian Koss. Foto: León Kastl

GONSENHEIM – Plastik den Kampf ansagen: Dazu hat sich der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) verpflichtet und sich in den vergangenen 18 Monaten in mehreren Jugendgruppen intensiv mit dem Thema Abfallvermeidung auseinandergesetzt. Der überparteiliche sowie überkonfessionelle Umwelt- und Naturschutzverband versteht sich als „Anwalt der Natur”, schützt Tiere, pflegt Pflanzen, unterstützt Umweltprojekte, informiert und bietet Hilfestellung in diversen Bereichen. In Zusammenarbeit mit den Kindern der Mainzer Ortsgruppe, dem BUND-Jugendarbeitskreis des Rhein-Main-Gebietes sowie dem Team von „emptyBin” wurde ein vielfältiges Programm für die Abschlussfeier des Projektes auf die Beine gestellt. Mehr als 30 Besucherinnen und Besucher, darunter rund 15 Kinder, füllten die Sitzplätze im Gonsenheimer Jugendzentrum (GoFi/GONSO) in der Mainzer Straße und erlebten einen erkenntnisreichen Nachmittag.

In jungen Jahren schon viel bewegen – dafür sind die vier Schüler von „emptyBin” aus Bad Vilbel ein hervorragendes Beispiel. Mit ihrer grandiosen Idee, einem Müsliautomaten in Form eines Mehrwegsystems, gewannen sie beim „Ideen-Hackathon“ des Bundesjugendministeriums eine Projektförderung von 1,5 Jahren. Mit zwei Prototypen waren die kreativen Jungs bei der Abschlussfeier vertreten und repräsentierten ihre Zukunftsvision: „Mit dem Müsli-Automaten wollen wir die Menge des Verpackungsmülls deutlich reduzieren und damit die Umwelt entlasten. Damit wird das Führen eines nachhaltigen Lebens mit weniger Verpackungsmüll vereinfacht.”

Das Verkaufsmobil von „Unverpackt Rheinhessen” erlebte einen regen Andrang. Foto: León Kastl

Dieses Thema liegt auch Florian Koss, dem Gründer von „Unverpackt Rheinhessen”, sehr am Herzen. In seinem Vortrag über Plastik und Gesundheit vermittelte er Wissenswertes in kindgerechter, bildlicher Sprache. Bei den harten Fakten musste manch einer jedoch erst mal schlucken: „Bis 2050 könnte es mehr Plastikmüll im Meer geben als Fische” und „Im Schnitt nimmt jeder Mensch weltweit bereits fünf Gramm Plastik pro Woche zu sich – das entspricht etwa einer Kreditkarte.” Diese erschreckenden Aussagen implizieren einen deutlichen Appell, der Misere entgegenzuwirken. Um Änderungsprozesse anzutreiben, machte Koss darauf aufmerksam, inwiefern Plastik schädlich für Mensch und Umwelt sei. Durch den Abrieb von Autoreifen würden täglich große Mengen an gesundheitsschädlichem Feinstaub eingeatmet werden. Weichmacher, welche in sehr vielen Plastikprodukten vorhanden sind, entweichen mit der Zeit und gelangen ebenfalls über die Atmung in unseren Körper. Zudem seien viele Kosmetikprodukte mit Mikroplastik angereichert, um etwa  einen Peeling-Effekt zu erzielen. Besonders besorgniserregend sei die Gruppe der hormonell wirksamen Substanzen, welche das Hormonsystem des Körpers aus dem Gleichgewicht bringe. Eine Vielzahl von Erkrankungen und Störungen werde mit den genannten Substanzen in Verbindung gebracht, darunter Brustkrebs, Unfruchtbarkeit, verfrühte Pubertät, Fettleibigkeit, Allergien und Diabetes. Darüber hinaus können Plastikzusätze erhebliche Probleme in der Umwelt verursachen. Zudem werde viel Aufwand und Energie benötigt, um Plastik aus Erdöl herzustellen.

Mikroplastik ist leider überall. Foto: León Kastl

Der Kunststoff werde, hingegen des allgemeinen Irrglaubens, fast gar nicht recycelt. „Nur neun Prozent der weltweit über acht Milliarden Tonnen Kunststoff, die seit den 1950er-Jahren erzeugt wurden, sind bis heute recycelt worden”, so der BUND.  Der Rest des Plastikmülls lande auf Mülldeponien, in Verbrennungsanlagen, in der Umwelt sowie in Meeren und anderen Gewässern. Die genannten Entsorgungswege bergen alle große ökologische sowie gesundheitliche Probleme. Nach dem erkenntnisreichen Vortrag wurden viele Besucher gleich aktiv und verzichteten auf unnötiges Verpackungsmaterial, indem sie beim Verkaufsmobil von „Unverpackt Rheinhessen” aus einem breiten Sortiment lose Lebensmittel sowie nachhaltige Produkte aus dem Haushalts-, Kosmetik- und Hygienesortiment erwarben.

 

Autorin: Mandy Kramer

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Als zugezogene Mainzerin schreibe ich seit Juni 2021 für Journal LOKAL - die LOKALE Zeitung und berichte größtenteils aus den Stadtteilen Gonsenheim und Finthen. Darüber hinaus mache ich auch gerne journalistische Abstecher in andere Mainzer Stadtteile, wie z.B. nach Drais, Mombach, Marienborn, Lerchenberg und in die Neustadt. Meine Themengebiete sind sehr vielfältig; ich berichte jedoch besonders gerne über naturverbundene Themen sowie über Kunst und Kultur. Neben meinem Studium der sozialen Arbeit verbringe ich meine Freizeit am liebsten in den Mainzer Naherholungsgebieten.