Chronist Jupp Heck nach der Bilddokumentation. Foto: Sophie Ober

LAUBENHEIM – Jeder Ort hat seine eigene Geschichte und jeder Mensch verbindet unterschiedliche Erinnerungen mit ihm. Obwohl Laubenheim für viele kein Ort von großer Bedeutung ist oder sie ihn nicht einmal kennen, so hat er doch eine sehr lange und bewegende Geschichte, bis er zu dem Fleckchen Erde wurde, den knapp 9300 Menschen heute ihre Heimat nennen.

Genau diese Geschichte hat nun Ortschronist Jupp Heck in seiner Bilddokumentation über Alt-Laubenheim im Katholischen Pfarrzentrum Maria Heimsuchung anlässlich der Veranstaltungsreihe „1250 Jahre Laubenheim“ sehr ausführlich präsentiert. Mit einer beachtlichen Sammlung von circa 270 Bildern und drei  ergänzenden Videos schaffte er es den knapp 180 Gästen, die Entwicklung ihres Heimatortes näher zu bringen. Anwesend waren unter anderem Ortsvorsteher Gerhard Strotkötter (SPD), der die Besucher zu Beginn kurz begrüßte, der ehemalige Wirt der „Goldenen Ente“, Klaus Schmitt, und die Laubenheimer Bürgerpreisträger Kurt Wiedenmann und Wolfgang Stampp als Sprecher des Umweltteams.

Eine Motivansichtskarte von Alt-Laubenheim 1961. Bildgeber: Friedhelm Kärcher

Für Staunen sorgte zum einen die Information, dass früher da, wo heute der Nahkauf steht, ein Sportplatz mit einer Sporthalle war, allerdings auch, dass es in der Nähe des Neuwegs vor 1900 eine Ludwig-Marx-Ziegelei gab. Am meisten jedoch, dass es 1955 ein Strandbad mit Ponton und Meterbrett in Laubenheim am Rhein gab, was Mitte der 60er-Jahre einem Campingplatz weichen musste. Dass die Laubenheimer es sehr schade finden, dass es das Strandbad nicht mehr gibt, wurde deutlich, als sich etwas enttäuschte Mienen im Publikum breitmachten.

Außerdem gab es in der Oppenheimer Straße, deren Verlängerung, die Parkstraße, ursprünglich durch den Laubenheimer Park verlaufen sollte, der bis vor über 50 Jahren sogar noch einen Teich besaß, einen Schuhmacher Joachim Horber und die Bäckerei Otto Diel. Die Bürgersteige in der Rheintalstraße wurden erst 1958 gebaut, dicht gefolgt von der Metzgerei Kern und der Bäckerei Burgard. Sogar eine Tankstelle und zwei Bahnübergänge mit Schranken gab es.

Zerbombtes Riedweghaus an der Ecke vom Leitgraben 1943.
Bildgeber: Anton Urban

Sehr einprägsam in der Geschichte Laubenheims ist jedoch leider auch der Bombenangriff am 20. Dezember 1943, der ein riesiges Loch im Leitgraben hinterließ, die vielen sehr beliebten und schönen Weingüter, das Urbanhaus und die prunkvolle Glotzbachvilla zerstörte und für viele Tränen und Angst sorgte. Deutlich wird dies auch in dem Video, das Jupp Heck dazu zeigte.

Ein Verein, der jedem Laubenheimer heute gut bekannt ist und den Heck aufgrund der in diesem Jahr bevorstehenden 140-Jahr-Feier mehrmals erwähnte, ist der TVL. Kaum vorstellbar, dass dieser bereits 1933 sein 50-jähriges Bestehen feierte, wenn doch das erste Ortsschild von Bodenheim kommend für Mainz-Laubenheim erst 1969 aufgestellt wurde. Sehr spannend sind zudem auch der Skelettfund 1979 an der ehemaligen „Glotzbachhohl“ sowie der Fakt, dass der bei jedem Kind sehr beliebte Kastanienbaum auf dem Parkplatz der Grundschule schon 1925 bei den Schülern der ehemaligen Volksschule für Begeisterung sorgte. 1882/83 wurde Laubenheim schließlich von einer starken Überschwemmung heimgesucht, die schwere Schäden im Ort hinterließ.

Ortseinfahrtsschild aus Richtung Bodenheim von 1938. Bildgeber: Ralph Kern

Insgesamt war der Abend für jeden Anwesenden ein einzigartiges und sehr lehrreiches historisches Erlebnis, durch das sich jeder Laubenheimer nun noch enger mit Laubenheim verbunden fühlt. Ohne die vielen Fotos und die Videos hätte sich wohl kaum jemand vorstellen können, wie sehr sich das kleine Weindorf Laubenheim von 1810 mit knapp 450 Einwohnern und einer kompletten Dorfmauer bis heute verändert hat.

 

Autor: red/Sophie Ober

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