Jacqueline Buchholz vor dem Unverpackt-Mobil. Stammkunden in Gau-Algesheim warten jede Woche auf sie. Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

GAU-ALGESHEIM – Seit März letzten Jahres steht jeden Dienstag auf dem Marktplatz in Gau-Algesheim ein Automobil, das ein unverfälschtes Zeichen setzt. Im Unverpackt-Mobil können Kunden von 9 bis 13 Uhr Produkte des alltäglichen Gebrauchs ohne Einwegverpackung kaufen.

Jacqueline Buchholz, eine Mitarbeiterin von Unverpackt Rheinhessen, ist Woche für Woche für die Kunden in Gau-Algesheim da. Alle 14 Tage steht das Fahrzeug auch mittwochs in Ingelheim auf dem Markt.

Die Idee zur Gründung eines Unverpackt-Ladens kam Rebecca und Florian Koss als sie mit ihren Töchtern für die ZDF-Kindersendung PUR+ an einem Experiment teilnahmen. Vier Wochen lang versuchten sie es, ohne Plastik zu leben. Danach war der Entschluss gefasst, in Rheinhessen Einkaufen mit möglichst wenig Verpackungsmüll zu ermöglichen.

Klar, setze der Verzicht auf Kunststoffverpackungen Veränderungen in Gang, erzählt Buchholz. „Man muss sich damit beschäftigen, umdenken und ein wenig aus der Komfortzone raus.“ Die Rückmeldungen der Kunden, die den Alltag dadurch effektiver managen, fallen positiv aus. Hilfreich sei ein Plan, was man der Familie auf den Tisch zaubern will. „Welche Menge an Mehl, Gewürzen, Trockenobst, Nüssen oder anderen Produkten in der Küche benötigt wird, muss man im Auge haben.“

Da aber die Kunden zum Einkaufen die Behälter bringen, in denen sie ohnehin das Müsli, Reis oder die Nudeln aufbewahren, funktionieren die Tupperdosen wie eine prima Einkaufsliste. Wird die Schachtel langsam leer, wird es Zeit zum Einkaufen.

Vor Kurzem hat das Unternehmen den nachhaltigen „Unverpackt“-Online-Shop mit Lieferservice aus der Taufe gehoben. Dabei kooperiert es mit dem Mainzer Start-Up „lokalkost“. Das vergrößert nicht nur das Angebot, sondern erreicht mehr Menschen. Im Laden in Nieder-Olm oder im Online-Store ist die Palette weit größer. Kunden von beiden Unternehmen können sich zukünftig mit einer Lieferung nicht nur frisches und regionales Obst, Gemüse, Wurst und Käse, sondern auch über 500 weitere nachhaltige Artikel des täglichen Bedarfs nach Hause bringen lassen.

Unabhängig davon können Kunden auch per Mail Bestellungen für Gau-Algesheim aufgeben. „Bei der Bestellung bis Montag kann die Ware am Dienstag im Mobil abgeholt werden“, sagt Buchholz.

Es braucht Zeit, sich auf die Art des Einkaufs einzulassen. „Das schreckt noch manche Menschen ab.“ Hinsichtlich der finanziellen Ersparnis verweist Buchholz auf Studien, die nahelegen, dass die Besorgung „unverpackt“ nicht viel mehr kostet als der klassische Kauf. Bei den Reinigungsmitteln oder Backzutaten spart man nicht zuletzt durch die gezielten und passenden Mengen ein.

Für den Familienzusammenhalt ist das umweltfreundliche Einkaufen jedenfalls eine Bereicherung. „Die Kinder entscheiden mit, was auf den Tisch kommt.“ Im Unverpackt-Mobil oder dem Nieder-Olmer Laden bekommen sie einen direkten Kontakt zu den Lebensmitteln, ohne dass bunte Plastikhüllen sie ablenken. „Das wird sehr gut angenommen.“ Die Kinder dürfen auch ins Mobil rein, um zu sehen, wie es sich anfühlt, hinter der Theke zu stehen. Klar ist, dass die Hygiene das oberste Gebot darstellt. Die Produkte werden ausschließlich mit Handschuhen angefasst und verpackt. Für das Bio-Zertifikat muss das Unternehmen hohen Anforderungen genügen.

 

Autor: Gregor Starosczyk-Gerlach

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Ich schreibe und fotografiere seit 2013 für Journal LOKAL - Die lokale Zeitung. Die Begeisterung für die Lokalmedien entdeckte ich während des Studiums der katholischen Theologie und habe seit 2007 für Lokalzeitungen, öffentliche Einrichtungen und Online-Medien gearbeitet. Mich fasziniert der wunderbare Alltag. Unterwegs bin ich für Themen in Ingelheim, VG Heidesheim, Budenheim, Rheinhessen, in Mombach, Ebersheim, Hechtsheim.