Das restaurierte Breitsax. Foto: Detlef Bach

INGELHEIM – Das merowingerzeitliche Gräberfeld an der Ingelheimer Rotweinstraße nimmt für die Archäologen der Forschungsstelle Kaiserpfalz einen herausragenden Stellenwert unter den lokalen Bodendenkmälern ein. Dieser frühmittelalterliche Friedhof, auf welchem zwischen der Zeit um 500 und dem beginnenden 8. Jahrhundert die Verstorbenen mehrerer Siedlungen und Gehöfte zur Ruhe gelegt wurden, zählt zu den größten seiner Art in Rheinhessen.

Seit 2015 wurden die Arbeiten durch die Forschungsstelle Kaiserpfalz wieder intensiviert, wodurch jedes Jahr aufs Neue spektakuläre Hinterlassenschaften des frühen Mittelalters freigelegt werden konnten. Bisher wurden bereits über 270 Gräber dokumentiert, was jedoch nur einen Bruchteil der Gesamtbelegung dieser Nekropole darstellt. Das Gräberfeld liegt größtenteils auf dem Gelände des Unternehmens Boehringer Ingelheim, das die Grabungskampagnen der Forschungsstelle großzügig unterstützt.
Bei einer der Kriegerbestattungen, die während der Grabungskampagne 2021 untersucht worden waren, lag ein seltener Glücksfall vor: Die letzte Ruhestätte des Toten wurde hier von einer jüngeren Bestattung überlagert. Diese wurde von den mittelalterlichen Grabräubern geplündert, aber das tiefer gelegene Grab wurde nicht entdeckt und blieb bis heute ungestört.

Dieses Grab barg ein männliches Individuum in Rückenlage. Das Skelett lag trotz starker Verwitterung noch so an Ort und Stelle, wie der Tote vor über 1300 Jahren zur Ruhe gebettet worden war. Auf Höhe des rechten Oberschenkels trafen die Archäologen auf den wohl bemerkenswertesten Fund des Grabes: Hier lag, noch in den Resten einer ledernen Scheide, ein massiver Breitsax.

Die archäologischen Untersuchungen in diesem Bereich der Nekropole an der Rotweinstraße wurden bereits Mitte März fortgesetzt. Die Archäologen der Forschungsstelle Kaiserpfalz erhoffen sich auch in diesem Jahr viele Bestattungen und Artefakte zu finden und dadurch weiterführende Erkenntnisse über Grabsitten und die Ingelheimer Bevölkerung des frühen Mittelalter zu gewinnen. Man darf gespannt sein, welche wissenschaftlichen Schätze die Grabungskampagne 2022 bringen wird.

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