Ein Gewerbegebiet würde Ebershem helfen, meint Jürgen Alsfasser. Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

EBERSHEIM – Jürgen Alsfasser, Vorsitzender des Ebersheimer Gewerbevereins, im Gespräch mit der Lokalen Zeitung.

 

Lokale: Wie geht es dem Ebersheimer Gewerbeverein?

Alsfasser: Im Großen und Ganzen nicht schlecht. Das liegt aber an der Konstellation vor Ort. Die Geschäfte, die 30 Jahre überlebten, konnten sich an die nicht gerade berauschende Situation anpassen. 
Manche, weil sie vielfältig aufgestellt waren, andere, weil sie zu den wenigen Anbietern vergleichbarer Artikel im Rhein-Main-Gebiet gehören. Anderseits konnten sich unsere Installateure vor Arbeit kaum retten. Auch dass ich nichts von den Winzern gehört habe, deute ich als Anzeichen, dass es ihnen relativ gut geht.

 

Lokale: Alles bestens also?

Alsfasser: Keineswegs. Ebersheim fehlt ein größeres Gewerbegebiet. Firmen, die Platz brauchen, fehlen Wachstumsperspektiven. Mainz hat sich mit den Biontech-Steuern praktisch saniert. Überall schreit man nach Arbeitnehmern im biotechnischen und biotechnologischen Bereich. Doch wo sind die Gewerbegebiete dafür? In Ebersheim würde uns ein Betrieb mit 500 Beschäftigten vollkommen genügen. Davon würde auch die Gastronomie profitieren. Wenn ich höre, was alles nach Ebersheim gekommen ist, verstehe ich die Begeisterung nicht.

 

Lokale: Eröffnen die Biontech-Steuern nicht die Gelegenheit, sich gegenüber der Verwaltung neu zu positionieren?

Alsfasser: Dafür müssten wir uns alle untereinander einig sein. Die Gewerbevereine, die zum Glück viele karitative Aktionen initiieren und so auf sich als Bestandteil der Gemeinschaft aufmerksam machen, befinden sich leider auf dem absteigenden Ast. Es gibt keine Gewerbeschauen mehr und, und, und. Ja, wir bräuchten einen Sprecher oder Vorsitzenden aller Gewerbevereine in Mainz. Ein Sprachrohr für alle wäre ein guter Anfang.

 

Lokale: Die Perspektiven scheinen nicht gerade rosig…

Alsfasser: Das Positive ist, dass wir nicht resignieren und erkennen, dass es uns noch recht gut geht. Dennoch: Das Mainzer Gewerbe und die Verantwortlichen in der Stadt brauchen Mut, um neue Wege zu gehen. Das wird auch Ebersheim guttun. Der Fokus der Verwaltung allein auf die Gestaltung der Bedingungen für den Einzelhandel in der Innenstadt greift zu kurz. Man muss neue Rechnungen aufmachen. Wir sehen, wie gut es der Stadt tut, Biontech zu haben. Wir brauchen Mut, um neue Industrie einzubinden. Zu viele Chancen wurden in der Vergangenheit liegen gelassen. Ich denke an Globus oder SAP. Es gibt dafür Experten, die mehr Ahnung haben als ich. Doch würde man die Gewerbevereine zum Beispiel danach fragen, was sie von einem Outlet-Center halten, ich bin sicher, wir würden überall Zustimmung finden. Warum sollte es nicht zwischen Nieder-Olm und Ebersheim einen Platz bekommen?

 

Lokale: Was plant Ihr Gewerbeverein für 2022?

Alsfasser: Wir wollen den Mitgliedern zeigen, dass der Verein intakt ist. Den Empfang, den wir alle zwei Jahre abhalten, mussten wir verschieben. Wir werden ihn als Sommerfest feiern. Wahrscheinlich in der Feierscheier: mit Prominenz aus der Politik und vermutlich einer Rolling-Stones-Coverband. Unsere Spendenaktion für die Gemeinde Schuld im Ahrtal läuft ebenfalls weiter. Darüber hinaus liegen die Pläne für die Wiederholung des Fackellaufs in der Schublade, aber da müssen wir abwarten, wie die Pandemie sich weiter entwickelt.

 

Lokale: Wie lange behalten Sie den Vorsitz des Gewerbevereins?

Alsfasser: Dies ist eine gute Frage. Vielleicht noch zwei Jahre. Offiziell bin ich bis zur nächsten Mitgliederversammlung im Amt, die wir im Sommer als Präsenzveranstaltung abhalten wollen. Ich danke meinem Vorstand, der so lange dabei ist, weil er eine ausnahmslos fantastische Arbeit leistet.

 

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