Von links nach rechts: Philippe Malandre (1. Vorsitzender des Comité Jumelage von Longchamp), Jonathan Spindler (Geschäftsführer des Partnerschaftsverband Rheinland-Pfalz), Gerhard Strotkötter (Laubenheimer Ortsvorsteher), Sibylle v. Roesgen (Vertreterin der Stadt Mainz), Ralph Engelmann (Heimat- und Verkehrsverein Laubenheim. Foto: Johannes Preyß

LAUBENHEIM – Besser hätte das Wetter kaum sein können, als sich im Marienhof nach und nach die deutschen Gastgeber mit ihren französischen Gästen zur Feier ihrer Freundschaft versammelten. Mit einigen Reden auf Deutsch und Französisch, Livemusik und Wein von Laubenheimer Winzern war die Veranstaltung der Höhepunkt des Jumelage-Programms zwischen Laubenheim und der französischen Gemeinde Longchamp.

Eröffnet wurde die Feier durch Ralph Engelmann, Vorstandsmitglied des Heimat- und Verkehrsvereins Laubenheim und Verantwortlicher für den Städteaustausch, und seinem französischen Pendant Philippe Malandre, dem Vorsitzenden des Comité Jumelage von Longchamp. Nach Jonathan Spindler, Geschäftsführer des Partnerschaftsverbandes Rheinland-Pfalz, der die Bedeutung der deutsch-französischen Beziehung hervorhob, war es Ortsvorsteher Gerhard Strotkötter, der anlässlich der 1250 Jahr-Feier einen Überblick der Laubenheimer Geschichte bot und sich herzlich bei allen Helferinnen und Helfern bedankte. Besonderen Widerhall bei den Gästen hatten seine abschließenden Worte: „Es lebe die Partnerschaft zwischen Longchamp und Laubenheim, es lebe die deutsch-französische Freundschaft, es lebe das vereinte Europa!“

Dr. Gebhard Kurz und Ralph Engelmann stoßen auf die deutsch-französische Freundschaft an. Foto: Johannes Preyß

Ein Höhepunkt des Abends war der Vortrag von Dr. Gebhard Kurz, der als letztes lebendes Gründungsmitglied von der Entstehung der Städtefreundschaft 1966 erzählte. Diese hatte mit einer großen Tagung 1965 begonnen, für die Dr. Kurz mit einer Laubenheimer Delegation nach Longchamp fuhr, um die Details der künftigen Freundschaft zu besprechen. In Erinnerung blieben Dr. Kurz vor allem die große Gastfreundschaft der Franzosen und der rasante Fahrstil seines französischen Kollegen und baldigen Freundes. Seit diesem Tag sei die Freundschaft der beiden Gemeinden „allen ökonomischen und politischen Umständen zum Trotz“ bestens erhalten geblieben. Besonders erfreulich war, dass auch die Eingemeindung Laubenheims in die Stadt Mainz dem keinen Abbruch tat. Am Ende stand für Dr. Kurz die Frage „Warum haben wir die Partnerschaft gemacht?“ im Mittelpunkt. Der Anspruch war, unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegs ein Vorbild für die deutsch-französische Beziehung und ein vereintes Europa im Allgemeinen zu sein. Ein Anspruch, dem die beiden Gemeinden seit beinahe 60 Jahren gerecht werden.

Mit dem Besuch der etwa 30 französischen Freunde wurde eine lange Tradition fortgesetzt. Die Freundschaft besteht bereits seit 1966. Seitdem besuchen sich Vertreter der Gemeinden jährlich abwechselnd, wobei der kulturelle Austausch im Vordergrund steht. Bei dem Kulturprogramm, erzählt Engelmann, durften die deutschen Vertreter bereits französische Schlösser besichtigen, an Weinverkostungen teilnehmen und Käseproduktionen beobachten. Den französischen Gästen wurden in der Vergangenheit Ausflüge nach Bingen, Besichtigungen des Stadions oder ein Besuch beim ZDF geboten, diesmal stand die Gemeinde Laubenheim selbst und ihre Geschichte im Mittelpunkt. Daneben sei es aber auch der Austausch über einfache Unterschiede in der Lebensweise, der als große Bereicherung empfunden wurde. Das fange schon bei den Unterschieden in der Mülltrennung an. Gesprochen werde teilweise auf Deutsch, teilweise auf Französisch oder eben auf Englisch. „Jeder so wie er kann“, erzählt Engelmann.

Nach der Rede von Dr. Kurz wurde den französischen Gästen der musikalische Stolz Laubenheims in Form des „KAMELs“ (Kammermusikensemble Laubenheim) präsentiert. Dass das junge Streichensemble längst nicht nur Bach und Beethoven kann, stellte es im Marienhof unter Beweis. Das Repertoire war ein bunter Mix, bestehend aus Filmmusik und Klassikern zum Mitsingen, der in einem Medley aus Titeln des deutschen Kinderfernsehens gipfelte und mit dem Mainzer Klassiker „Im Schatten des Doms“ endete.

Ein Höhepunkt war der Auftritt des KAMELs. Foto: Johannes Preyß

Das „KAMEL“ war nur der Anfang des musikalischen Programms. Es folgten „Die Katzen“, ein Gesangstrio mit Gitarrenbegleitung, das „Duo MEYence“, ein musikalischer Beitrag der Jumelage-Mitglieder selbst und „Les Amusettes“, eine Mainzer Band, die sich auf französische Musik spezialisiert hat. Der Abend klang in Clubatmosphäre aus, was bei den jugendlichen Laubenheimern und Longchampern sehr gut ankam.

Hervorzuheben ist, dass der Austausch stets so gestaltet wird, dass für die französischen Gäste möglichst wenige Kosten anfallen. Dies ist nur durch den Zuschuss des deutsch-französischen Bürgerfonds und der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz im Rahmen der Europawochen 2023 möglich. Der Rest wird durch den Heimat- und Verkehrsverein und durch die Laubenheimer Familien, bei denen die Gäste unterkamen, gestemmt.

Nächstes Jahr geht es für die Laubenheimer wieder nach Longchamp, wo bereits in drei Jahren mit dem 60-jährigen Bestehen der Freundschaft ein ganz besonderes Jubiläum gefeiert wird.

 

Autor: Johannes Preyß

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Ich komme ursprünglich aus München und lerne seit letztem Jahr Mainz mit großer Freude als Student kennen. Dafür bietet mir Journal LOKAL - die LOKALE Zeitung die perfekte Gelegenheit, denn als freier Journalist kann ich die Stadt immer wieder neu entdecken. Faszinieren lasse ich mich dabei von Politischen Themen, Fastnachtsveranstaltungen, sowie Vereinsarbeit gleichermaßen. Ich hoffe, dass ich diese Faszination unseren Lesern vermitteln kann.