Die Peace Bell läutet täglich um 12 Uhr und mahnt zum Frieden Foto: kga

LERCHENBERG – Es war ungefähr sechs Uhr am Abend, als am Lerchenberg der Hall der neuen Glocke der evangelischen Maria-Magdalena-Gemeinde ertönte. Eine Minute lang ließ Pfarrer Christoph Kiworr die 400 Kilo schwere Glocke läuten, ehe er die zur Einweihung des Glockenturms der ersten Mainzer „Peace Bell“ erschienenen Gäste noch zu Essen und Getränken einlud. Kiworr durfte stolz sein und erzählte es auch in seiner Ansprache:  Nachdem der Sänger und Musiker Michael Patrick Kelly sein Projekt der „Peace Bell“ 2018 in der Mainzer Christuskirche vorgestellt hatte, setzte Kiworr alles daran, dass seine Gemeinde ebenfalls eine solche Glocke bekommt. Er selbst sei beim Gießen der Glocke dabei gewesen. Man habe gemeinsam knapp 100.000 Euro an Spenden gesammelt, Bürger und Firmen unterstützen gleichermaßen, um das Projekt am Lerchenberg wahr werden zu lassen. Verantwortlich für das Projekt waren der Kirchenvorstand, der Glockenförderverein Maria Magdalena sowie viele Unterstützter wie der frühere OB Michael Ebling und Ortsvorsteherin Sissi Westrich.

OB Nino Haase sprach zur Einweihung. Foto: kga

Das Besondere: Das Instrument des Friedens ist aus Waffenschrott gefertigt. So wie in den Weltkriegen mehr als 150.000 Glocken gesammelt und eingeschmolzen wurden, um daraus tödliche Waffen herzustellen, so würde jetzt der Prozess umgekehrt und aus ausgedienten Kriegswaffen Friedensglocken hergestellt, so Kelly in einem verlesenen Grußwort an die Gemeinde. Ortsvorsteherin Sissi Westrich sieht in der „Peace Bell“ auch ein Instrument, dafür zu sorgen, dass Brücken auch in ihrem 30-Nationen-Stadtteil gebaut werden. „Ihr tägliches Geläut soll zum Frieden mahnen und dazu, im Einklang miteinander zu leben.“  Ursula Philipps Heck sprach über Wahat al Salam – Neve Shalom, einer Oase des Friedens in Israel, einem Ort, an dem 300 Bewohner, Araber und Israelis, schon in dritter Generation gleichberechtigt friedlich leben und arbeiten. Und auch hier gebe es eine Peace Bell, eine kleine, wie sie sagte.

Oberbürgermeister Nino Haase zeigte sich begeistert von dem von Architekt Andreas Milch entworfenen Glockenturm aus Beton und Stahl. „Das Design ist außerordentlich gut gelungen“, sagte er und erklärte: „Einen besseren Tag zur Einweihung der ,Peace Bell‘ als den 8. Mai als Tag der Befreiung hätte es nicht geben können.“  Es sei unvorstellbar gewesen, als die Gemeinde sich dazu entschloss, die „Peace Bell“ in Auftrag zu geben, habe keiner geahnt, dass wir heute Krieg in Europa, in der Ukraine haben. Der Frieden sei nicht selbstverständlich, daran solle der tägliche Glockenschlag der „Peace Bell“ erinnern. Und im Grußwort Kellys heißt es: „Möge ihre Glocke mit ihrem warmen Klang stets daran erinnern, wie kostbar Frieden ist.“ Am Abend hielt Kirchenpräsident Pfarrer Volker Jung den Gottesdienst.

 

Autorin: kga

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