Fiesen Austausch pflegen die „Halunken“ im Sketch des Kriminalpräventiven Arbeitskreises Ingelheim, um an das Geld der Opfer zu kommen. Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

INGELHEIM – Bei aller Heiterkeit blieb es ein ernstes Thema: Der Kriminalpräventive Arbeitskreis der Stadt Ingelheim hat auf eine kreative Weise über die Gefahren aufgeklärt, in welche findige Trickbetrüger ihre Opfer bringen und ihnen das Geld abknöpfen. In einem Sketch, der in einer „Halunken-Spelunke“ spielte, tauschten sich die Darsteller in den Rollen von Ganoven über die wirksamsten und geläufigsten Tricksereien, die in der echten Verbrecherwelt immer neu erfunden und variiert werden.

Der Veranstaltung im Weiterbildungszentrum Ingelheim, die unter dem Motto „Vorbeugung ist der beste Opferschutz“ ein Teil der Ingelheimer Seniorentage war, lauschten etwa zwei Dutzend Zuhörer.

„Es ist immer gut, wenn Du in die Wohnung kommst“, lautete so ein Halunken-Gebot. Zum Beispiel sich als Handwerker auszugeben, der etwa auf einen möglichen Schaden am Haus hinweist und sogleich seine Hilfe anbietet. „Jeder weiß, dass Handwerker heute schwer zu bekommen sind.“ Unzählige weitere Alltagsbeispiele zeigten, wie leicht die potenziellen Opfer es bisweilen den Ganoven machen. Der mit dem Sketch beabsichtigte Perspektivwechsel sei eine Premiere, erläuterte Helmut Rüster.

„Im Vergleich zu größeren Städten leben die Ingelheimer in einem eher geschützten Raum“, bestätigte der Sprecher des Kriminalpräventiven Arbeitskreises. Er warnte zugleich vor einem falschen Sicherheitsgefühl. Zur Illustration brachte der stellvertretende Leiter der der Polizeiinspektion Ingelheim, Steffen Loth, gemeinsam mit Bezirksbeamtin Sandra Schmitt reale Beispiele von Betrügereien, die sich in der Stadt und Umgebung ereignet hatten.

„Am Anfang war der Enkeltrick“, sagte die Polizistin. Doch mittlerweile haben die Straftäter diese Masche mit ihren vielen Varianten ins Internet verlagert. Ihr Kollege warnte: „Denken Sie immer daran, die Täter sind Profis, sie machen es beruflich, dafür werden sie geschult.“ Oft erfolge die Kontaktaufnahme durch eine WhatsApp-Nachricht. „Sie generiert Angst und erzeugt Stress, den der Straftäter umgehend ausnutzt.“ Besonders perfide seien die Schock-Anrufe. „Einmal ist es eine freundlich klingende Stimme vom Band, die sich vielleicht als Europol-Dienststelle ausgibt und von Ermittlungen gegen ein Familienmitglied berichtet, ein anderes Mal gibt sich jemand als Rechtsanwalt oder Richter aus.“ Die Forderung: Um weiteres Unheil abzuwenden, solle eine Geldzahlung geleistet werden. „Zu denken, mir passiert sowas nicht, ist falsch“, warnte Rüster.  Das sei auch ihr als Polizistin passiert, berichtete Schmitt aus eigener Erfahrung: Ein angeblicher Vertreter habe an der Haustür die etwas stressige Situation im Vorfeld einer Familienfeier beinah ausgenutzt.

Was tun also? „Nicht die Angst vor kriminellen Gefahren, sondern das Vertrauen in die eigene Stärke und Fähigkeit, sich durch bewusstes Handeln wirksam schützen zu können, fördern das Sicherheitsgefühl“, so Rüster. Eine einhundertprozentige Sicherheit gebe es zwar nicht. „Aber es hilft, die Gefahrensituationen zu erkennen.“ Je stärker man das Gefühl entwickelt, durch stete Aufmerksamkeit den Ganoven Paroli bieten zu können, je mehr Menschen durch Aufklärung ähnlich handeln, umso schwieriger werde es für die Halunken.

„Es muss zur Routine werden: Fenster schließen, bevor man aus dem Haus geht, denn auch gekippte Fenster sind für Spezialisten wie offene Fenster, die Haustür immer abschließen, auch bei nur kurzer Ab-wesenheit. Nicht alles den Schmuck oder viel Geld mitnehmen, wenn man zum Einkaufen, zum Sport oder ins Krankenhaus geht“, zählte er auf. Und bei unbekannten Anrufern gelte erst recht: „Am besten sofort Auflegen, ansonsten Ruhe bewahren und erst einmal Rückversichern, ob das Familienmitglied, um das es angeblich gehen soll, tatsächlich in Not ist“.

 

Auch die Feuerwehr warnte mit

Über die oft unterschätzen Risiken beim Thema Brandgefahr berichtete Günter Ludwig aus seiner langjährigen Erfahrung als Feuerwehrmann bei der Werksfeuerwehr von Boehringer. „Viele gefährliche Situationen beginnen zumeist harmlos. Ob das vergessene Bügeleisen oder die Herdplatte, ein defektes Elektrogerät, großer Hitze ausgesetzte Spraydosen oder die Unachtsamkeit beim ausgelassenen Grillfest, brennen kann es sehr schnell.“ Dann gelte es: Ruhe bewahren und eigene Löschmaßnahmen nur dann zu ergreifen, wenn keine unmittelbare Gefahr für das eigene Leben besteht.

„Fett niemals mit Wasser löschen, elektrische Anlagen abschalten, Gashähne schließen, Fenster und Türen verschlossen halten. Vorsicht auch vor Rauchgasen, die nur schwer wahrnehmbar sind, hier droht Vergiftungs- und Erstickungsgefahr.“

Beim Anruf über 112 sollen die fünf W-Aspekte beachtet werden, so der Feuerwehrmann: Wo ist es passiert, wer meldet, was ist passiert, wie viele Verletzte es gibt? Ganz entscheidend für den weiteren Ablauf und den Erfolg der Rettungsmaßnahmen sei aus Ludwigs Sicht indes die Beachtung des letzten ,W`: „Das Warten auf die Fragen der Feuerwehr“.

 

Autor: Gregor Starosczyk-Gerlach

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