Fühlt sich in ihrer Vikariats-Gemeinde Heidesheim merklich wohl: Vikarin Anja Scholler-Schärf. Foto: Hilke Wiegers

HEIDESHEIM – Anja Scholler-Schärf hat ihre Berufung gefunden: „Jetzt im Vikariat merke ich, dass meine Entscheidung, Pfarrerin zu werden, richtig war“, sagt sie. Seit 1. September 2022 ist Scholler-Schärf Vikarin in der evangelischen Kirchengemeinde in Heidesheim. Sie widmet sich der Aufgabe mit Eifer. „Menschen verschiedenen Alters und verschiedener Konfessionen möchte ich immer wieder dazu bewegen, mit uns mitzumachen und mitzugestalten“, erzählt die angehende Pfarrerin.

Derzeit bereitet sie gemeinsam mit dem Lehrpfarrer Christian Brost, den Konfi-Teamern und dem Kita-Team der Heidesheimer ZOAR den „Act Now! Bewahre Deine Schöpfung“-Gottesdienst vor. Die Konfis beschäftigen sich gerade in der ZOAR-Kita am Beispiel einer Arche Noah des 21. Jahrhunderts mit dem Artenschutz. Mit den Senioren und Seniorinnen der Heidesheimer „Dreck Weg Band“ sammeln sie Müll und sprechen über Recycling und Müllvermeidung. Zudem üben sie mit den Grundschulkindern Schöpfungslieder und -gebete ein. Die Andacht steht Ende April auf dem ZOAR-Gelände an.

Solche Aktivitäten liegen Scholler-Schärf sehr am Herzen. Zudem genießt sie es, in der Schule Religion zu unterrichten. „Es ist wichtig, dass wir mit Freude in die Schule gehen und elementar von Gott sprechen.“ Projekte für die Zukunft und Vernetzung mit den Gemeinden in der Nachbarschaft haben ein großes Potential. Denn: „Eine einzige Gemeinde schafft nicht alles allein“. Gerne verbindet die Vikarin ihre bisherige Leidenschaft für die Literatur mit dem lebendigen Erzählen in der Predigt. „Hörerfreundlich und in leichter Sprache zu erzählen, lerne ich Schritt für Schritt von den Dozierenden in Herborn und von meinem Lehrpfarrer“, verrät die Theologin.

Die Mutter zweier Kinder erzählt, dass ihr der Glaube und das Interesse für die Theologie in die Wiege gelegt worden waren. Der Vater war nach seinem Vikariat in Berlin zunächst Pfarrer in Südafrika. Doch infolge der Rassendiskriminierung entschlossen sich die Eltern, wieder nach München zu ziehen. Dort arbeitete ihr Vater als Gemeindepfarrer, in der Krankenhausseelsorge und für die Partnerschaft mit Tansania. „Meine Mutter war lange Jahre mit Begeisterung Religionslehrerin.“ In ihrer Jugend sang die heutige Vikarin zunächst im Kinderchor der Kirche und nahm an Kinderbibelwochen teil. Nach der Konfi-Zeit besuchte sie eine kirchliche Jugendgruppe. „Gerne denke ich an die Diskussionen über Gott und die Welt und an die gemeinsamen Zeltlager mit der Gruppe zurück“, berichtet sie.

„Die Kindheit im Pfarrhaus hat mich stark geprägt“, erinnert sich Scholler-Schärf. Oft sei sie im Pfarrgarten auf die Apfelbäume geklettert und mit ihrem Hund gespielt. „Bis heute bin ich gerne in der Natur unterwegs. Meine Eltern haben immer großen Wert auf gutes Benehmen und gute Noten gelegt, aber sie haben uns Kindern alle Freiheiten gelassen, wie wir unseren Glauben leben.“ Oft schauten im Pfarrhaus Wohnungslose vorbei. „Meine Aufgabe war es dann, für ihre Verpflegung zu sorgen. Das hat mich geerdet. Zunächst konnte ich mir aber nicht vorstellen, denselben Beruf auszuüben wie mein Vater. Ich musste erst mal eigene Erfahrungen sammeln.“

Daher entschied sich Scholler-Schärf nach ihrem Abitur dafür, in Stuttgart ein Diplom im Bibliothekswesen mit dem Schwerpunkt Kulturmanagement zu erwerben. Weil dieses Studium ihr Interesse an Kunst, Theater und Literatur weckte, studierte sie anschließend Theaterwissenschaft, Italianistik und Neuere deutsche Literatur an der Ludwig-Maximilians-Universität München. „Meinen weiteren Weg habe ich meiner Münchner Professorin, Barbara Vinken, zu verdanken. Sie bestärkte mich darin, eine Mitarbeiterinnenstelle der italienischen Literaturwissenschaft in Osnabrück anzutreten.“ Dort schloss Scholler-Schärf 2016 ihre Promotion ab.

Als es ihren Ehemann beruflich nach Mainz zog, nutzte Scholler-Schärf 2017 das Angebot der Universität Heidelberg, das Masterstudium Evangelische Theologie mit dem Berufsziel Pfarrerin zu beginnen. „Das war für mich eine sehr schöne Möglichkeit, meine bisherigen Studien mit der Theologie zu verbinden“.

 

Autor: red

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