SAV Laubenheim rockt den Schönborner Hof. Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

HEIDESHEIM – Verdient trägt die „Große HCV-Sitzung“ des Heidesheimer Carneval Vereins ihre Bezeichnung. Die Narren aus dem Ingelheimer Stadtteil kehren in dieser Kampagne unbeirrt zur hohen Qualität zurück, die der Verein seit Jahren auf die Bühne zaubert. Im Schönborner Hof in Heidesheim ist alles so wie früher – so wie vor der unsäglichen Corona-Pause. Erneut berührt also das Aufgebot an Fastnachtsgrößen und Tanzformationen während des Feuerwerks des Frohsinns das obere Level des vierfarbbunten Firmaments. Die Narren im Saal sind von der Atmosphäre und der Glückseligkeit an dem Abend merklich begeistert. Sitzungspräsident Stephan Schmidt erwähnt noch die Initiative aus den sozialen Medien, die „Ruhe Im Saal“ heißt und ruft „Meenzer Meedscher“ auf die Bühne. Von dem Augenblick an und dem Hit „Im Schatten des Doms“ bis zum letzten Akkord der Band „The Unstoppables“ im Finale pendelt die Atmosphäre zwischen Begeisterung und Euphorie.

Der klassischen Mainzer Fastnacht folgend, hält „Der Bajazz“ des HCV dem Publikum den Spiegel vor. „Rainer Sänger ist sein Name. Gelobt sei sein Protokoll in Ewigkeiten. Amen“, stellt ihn Schmid vor. „Müssen wir jetzt alle gendern?“, fragt er. „Wenn ,Faust‘ heut‘ neu geschrieben, / heißt es dann ,Fäustin‘, meine Lieben?“. Ein Mensch sei für ihn „ganz genau – ein Mensch. Egal ob Mann oder Frau“. Bei den politischen Versen sei er auf den Streit angewiesen und fordert diesen vom Ortsbeirat verstärkt. Seinen Spott richtet er gegen neumodische Protestunsitte: „Wer festgeklebt/ kann nichts bewegen“. Dem Grandsenior der Heidesheimer Fastnacht zollt das Publikum Respekt mit einem kräftigen Applaus.

Rainer Sänger hält den Narren den Spiegel vor. Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

Von den Bohnebeiteln aus Mombach reist „Wellness-Spezialist“ Gerd Brömser nach Haresum an. „Früher war Sauna langweilig. Heute ist es unterhaltsam. Da kannst du auf jedem Buckel etwas lesen“. Jubelrufe begleiten das Lied „Heeile Gänsje“, das er zur Melodie aus Puccinis Oper Turandot „Nessun dorma“ singt. Ein weiteres Highlight komm von den „Eiskalten Brüdern“ aus Gunsenum. Es ist Boris Feldmann, „Der Pantoffelheld“. Die Synchronisierung der digitalen Kalender habe ihm und der Freundin ein „Durcheinander und ein Chaos gebracht. Sie war beim Fußball, ich hab‘ Nägel gemacht. Sie war Getränke holen im Baumarkt und Co, ich war beim Yoga, Pilates und Bauch-Beine-Po“.

Der Erlebnisabend der fünften Jahreszeit bleibt im Schönborner Hof grandios. Das gilt für die gesungene und getanzte Fastnacht, die die Sitzung antreibt. Hennes Schneider, bekannt von HeDi Meenzer, eine absolute Stimmungskanone, treibt das Publikum zum nächsten Gipfelpunkt: „Hände zum Himmel, Hände zur Hölle. Das machen wir bis morgen früh“. Eine Hommage an die Rocklegende Queen kredenzt die Akrobatikgruppe vom SAV Laubenheim. „We will rock you“, „I want it all“ und „Show must go on“ geben den Ton für sportliche Höchstleistung an. Entzücken beim Publikum rufen später die „Shining Motions“ aus Oppenheim hervor: Es sei eine „affengeile Show in Perfektion“ gewesen, lobt der Sitzungspräsident. Sollte der HCV Sorge vor dem Neuanfang nach der Pandemie gehabt haben – sie war unbegründet. Die große HCV-Sitzung ist erneut Klassiker-Qualitäten bewiesen, die sich den Auftritten von Peter Winter, Marian Butscher, Christoph Seib sowie der Altrheinstromer und der Narrenzunft Gelb-Rot Koblenz verdanken.

 

Autor: Gregor Starosczyk-Gerlach

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