Schöne Blumen hatte die Lerchenberger Ortsvorsteherin Sissi Westrich (SPD) für das Gnadenhochzeitspaar Dr. Hans-Helmut und Holde-Maria Köstlin mitgebracht. Foto: Claudia Röhrich

LERCHENBERG – An Allerheiligen feierten die Eheleute Holde-Maria und Dr. Hans-Helmut Köstlin jetzt ihre Gnadenhochzeit. Die Lerchenberger Ortsvorsteherin Sissi Westrich (SPD) übermittelte den Eheleuten, die seit 70 Jahren verheiratet sind,  am Vormittag die Glückwünsche der Stadt Mainz.

An einem Tag Mitte Februar 1926 kam in einer Großfamilie Holde-Maria Meinhof zur Welt. Keine vier Stunden später kündigte sich die Geburt von Hans-Helmut Köstlin in Breslau an. Bemerkenswert, dass die Eheleute so nahe beieinander liegende Geburtsdaten haben. Anfang der 30er-Jahre sahen sich die Cousine und der Cousin zweiten Grades zum ersten Mal anlässlich eines kurzen Besuches bei Holdes Familie Meinhof in Halle/Saale. Holde trug damals noch Zöpfe und blieb im Hintergrund. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg sahen sich die beiden bei Familie Meinhof in Halle am 19. März 1946 kurz wieder, als Hans Helmut sich um eine Anstellung beim Pflanzenschutzamt in Halle bewarb. Er war dann ab 1946 als Leiter der Kartoffelkäferbekämpfung und bis 1947 für den allgemeinen Pflanzenschutz tätig. Anschließend absolvierte er eine landwirtschaftliche Lehre. 1950 studierte er auf der Höheren Landbauschule in Michelstadt/Odenwald. Er unterbrach seine Fahrradtour nach Italien in den Sommersemesterferien, als er hörte, dass sich seine Cousine Holde in Stuttgart bei ihrer Familie aufhielt. Dort arbeitete sie ab 1949 als Damen-Schneidergesellin in einem Modesalon. Auf dem Rückweg aus dem Süden nahm er die Einladung an von seiner jungen Verwandten, sie und ihre Tante im Urlaubsort Ranzenried-Stiefenhofen zu besuchen. Dort verbrachte er schöne Stunden. Am Ende seines Studiums gab es einen Abschlussball, zu dem er Holde eingeladen hatte, dabei hielt er um ihre Hand an. Geheiratet wurde am 1. November 1950 standesamtlich in Neckarsteinach (Hessen) – da trat trotz Feiertag im Schwabenland der Standesbeamte im anderen Bundesland seinen Dienst an – und tags darauf kirchlich in Heidelberg-Wieblingen. Aus dieser Ehe stammen drei in Gießen geborene Kinder, Sohn Ulf (63) und die Töchter Andrea (64) und Dörte (59) sowie zwei Enkelkinder. Als Schneidermeisterin betrieb Holde, der ruhende Pol in der Ehe Köstlin, eine Modewerkstätte in Gießen, bis sie 1964 nach Ingelheim und von da 1990 nach Mainz zogen. In Gießen schloss Helmut sein Landwirtschaftsstudium mit der Promotion ab, danach arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einer Pflanzenschutzfirma bis zu seiner Pensionierung 1985.

Sein ausgeprägtes Interesse für Klassische Musik ermöglichte es ihm, Gesangssolisten, Organisten und Kammerorchester, vorwiegend aus der DDR, in die Bundesrepublik zu vermitteln. Sein Ehrenamt im Lerchenberger Kirchenmusikkreis machte ihm jahrelang viel Freude. Viel Entspannung haben beide stets in der Klassischen Musik gefunden. Holde Köstlin beschäftigt sich gerne mit Blumen und Pflanzen. Leider kann ihr Mann schon länger aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr Auto fahren. Verwandtschaftsbesuche sind dennoch drin dank der Kinder.

Die gegenseitige Liebe, der nötige Respekt und das beidseitige Vertrauen zueinander begründen ganz entscheidend den Bestand einer solch langen Ehe, sagen beide. Dörte, die jüngste Tochter des Jubelpaares, hatte deren Eingangstür mit einer festlichen Girlande aus Buchs und weißen Papierrosen geschmückt. Die ganze Familie ging dann am Vormittag des Hochzeitstages auf dem Lerchenberg zur Evangelischen Maria-Magdalena-Gemeinde Lerchenberg/Drais.

 

Autor: Claudia Röhrich

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