Der Mainzer Historiker Dr. Peter Lautzas referierte zum Thema "Die Rückeroberung von Mainz 1793". Foto: Claudia Röhrich

WEISENAU/HECHTSHEIM – Die beiden Geschichtsvereine, der Geschichts- und Brauchtumsverein Weisenau und der Verein Hechtsheimer Ortsgeschichte, luden zur Vortragsveranstaltung mit dem Mainzer Historiker Dr. Peter Lautzas zum Thema „Die Rückeroberung von Mainz 1793 – ein mühevolles Prestige-Unternehmen“ ins Weisenauer Feuerwehrgerätehaus ein. 1793 – Mayence ist zu dieser Zeit keine kurfürstliche Residenz mehr, sondern Republik. Der Mainzer Dr. Lautzas, früher als Geschichtslehrer tätig, war hoch erfreut, dass so viele Interessierte gekommen waren und meinte: „Da lohnt sich ja die ganze Arbeit.“ Es gäbe einen Blick hinter die Kulissen zu dem abstrakten, äußerst schwierigen Thema. Er hat sich durch mindestens 50 Quellen hindurchgearbeitet.

Vorher durften sich die beiden Geschichtsvereine noch beim Hausherrn, der Freiwilligen Feuerwehr Weisenau, bedanken, jeweils mit einer Spende von Barbara Hof-Barocke und Ottmar Schwinn für die Räumlichkeiten. Der Ausschank hatte den ganzen Abend geöffnet.

Der Erste Koalitionskrieg war der erste Krieg einer großen Koalition zunächst aus Preußen, Österreich und kleineren deutschen Staaten gegen das revolutionäre Frankreich zwischen 1792 und 1797 zur Verteidigung der Monarchie. Trotz ihres Scheiterns war die Mainzer Republik die erste Republik auf deutschem Boden, das war für die frühe Geschichte der Demokratie in Deutschland von großer Bedeutung. Diese Mainzer Jakobiner waren die Väter der kurzlebigen Republik. Rechtsrheinisch waren die Preußen von dem Anfang 1793 eroberten Hochheim sowie von Biebrich an Kastel herangerückt, das bis Ende 1792 zur Festung ausbaut worden war. Am 30. März 1793 überschritten preußische Truppen unter König Friedrich Wilhelm II. bei Oppenheim den Rhein, stießen zusammen mit Hessen und Sachsen nach Norden vor, kamen am 10. April nach Laubenheim und schlossen von dort über Hechtsheim, Marienborn, Finthen und Mombach einen Ring um Mainz. Die Stadt Mainz war seit 1792 französisch besetzt, wurde dann am 14. April 1793 von dem preußischen General Friedrich Adolf Graf von Kalkreuth und König Wilhelm II. von Preußen belagert. Am 23. Juli 1793 wurde die Stadt schließlich vom Koalitionsheer eingenommen.

Auf beiden Seiten standen die Belagerer aber noch immer etwa vier Kilometer vor der Festung, etwa in Höhe des heutigen Autobahnrings, schön zu sehen an einer historischen Karte. Zwischen den Fronten hielten die Franzosen wichtige Punkte besetzt: die Mainmündung, Kostheim, Weisenau, die Petersaue, Zahlbach. Als die Stadt am 14. April eingeschlossen war, standen 23.000 Franzosen 32.000 Deutsche gegenüber. Dies war angesichts der jetzt ausreichend besetzten und bestückten Festung relativ wenig. Erst im Mai kamen 11.000 Österreicher hinzu, sodass die Belagerer nun doppelt so stark waren wie die Belagerten. Dennoch dauerte es noch vier Wochen, bis die Beschießung begann. Die Preußen versuchten nämlich zunächst, Mainz durch Verhandlungen zu erhalten. Diese waren am 18. April gescheitert. Gebraucht hätte der König 60.000 Mann, 44.000 Mann standen dann zu Verfügung. Die Geschütze wurden auf 320 erhöht. Die Unentschlossenheit des Königs war ein Problem, der König wollte Mainz gar nicht angreifen. Der preußische König wollte seine Truppen schonen, interessierte sich mehr für die Teilung Polens. Ein Erfolg versprechender Plan wurde dem König vorgetragen. Es existierte zu dieser Zeit ein bestimmtes Regelwerk, wie man eine Festung knackte. Allerdings konnte man sich nicht entscheiden, von welcher Seite die Zitadelle angegriffen werden sollte, schlussendlich entschied man sich für die Südseite. Zum Ausklang gab es 3000 Tote, die Festung musste kapitulieren. Der Dom stand in Flammen, ebenso war die Liebfrauenkirche zerstört. Die Bombardierung hatte die Stadt in großen Teilen schwer getroffen und zur Zerstörung zahlreicher wichtiger Gebäude geführt. Das Lustschloss Favorite, der kurfürstliche Marstall, der Jüngere Dalberger Hof, die Dompropstei, die Dominikanerkirche und die Jesuitenkirche waren komplett zerstört, die Liebfrauenkirche, St. Gangolf und der Mainzer Dom wurden schwer beschädigt. Die Ereignisse des Jahres 1793 markierten so auch den Beginn des Untergangs der Aurea Moguntia. Die Stadt verlor ihren Status als Residenz.

Am 23. Juli hat Mainz kapituliert. Die verbliebenen 18.000 Soldaten, die noch die Stadt verteidigten, erhielten freien Abzug. Als Gegenleistung versprach der Generalstab, mit diesen Truppen für ein Jahr nicht mehr die Koalitionsarmeen anzugreifen. Dr. Lautzas sagte: „Es war schwer, einen zusammenhängenden Überblick über das Thema in aller Kürze zusammenzustellen. Wenn Sie keine Fragen haben nehme ich das als Kompliment.“ Die Zuhörerschaft hatte einige Fragen zu seinem Vortrag, der mit vielen Karten, Porträts und Abbildungen veranschaulicht wurde.

 

Autor: Claudia Röhrich

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