FINTHEN – Die Agnes-Miegel-Straße im Finther Ortskern heißt seit 22. Januar Betty-Winterfeld-Straße. So wurde es im Amtsblatt der Stadt Mainz öffentlich bekannt gegeben. Die Beschilderung wurde nun Mitte Februar angebracht. Der Name Agnes-Miegel-Straße ist rot durchgestrichen, stattdessen wurde ein Zusatzschild Betty-Winterfeld-Straße angebracht. Um die Orientierung für Besucher, die Post und den Entsorgungsbetrieb zu erleichtern, wird das alte Schild erst nach circa einem Jahr entfernt, teilt Gabriele Menzer vom Bauamt, Abteilung Vermessung und Geoinformation, mit.
Zum Hintergrund: Agnes Miegel war aktive Nationalsozialistin und gehörte zu 88 deutschen Schriftstellerinnen und Schriftstellern, die ein „Gelöbnis treuester Gefolgschaft“ für Diktator Adolf Hitler veröffentlicht hatten. Auch nach dem Krieg distanzierte sie sich nie von ihren Äußerungen und zeigte keinerlei Reue. Der Finther Ortsbeirat hatte deshalb bereits im Juni 2020 einstimmig für eine Umbenennung votiert (wir berichteten). Zuvor hatte eine städtische Arbeitsgruppe historisch belastete Straßennamen in der Stadt überprüft. Alle betroffenen städtischen Gremien sprachen sich für die Umbenennung aus. Betty Winterfeld war die Tochter eines jüdischen Weinhändlers, die 1901 in Finthen geboren wurde. Sie wurde vom NS-Regime nach Piaski in Polen deportiert, wo sie im April 1943 starb.
Nach der Straßenumbenennung werden den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern die Gebühren für die Änderung ihrer Ausweisdokumente und der Zulassungsbescheid erlassen. Betroffen sind 24 Anwohner und vier Grundstückseigentümer. „Den Anliegern entstehen keine Kosten“, bekräftigte Ortsvorsteher Manfred Mahle (SPD). Die Personalausweise werden durch einen Aufkleber ergänzt. Mahle: „Es ist ein einfacher Verwaltungsakt und sollte schnell gehen.“