
HECHTSHEIM – Beste Stimmung bei sonnig-warmem Wetter herrschte Anfang September in den Mainzer Weinbergen. In großer Zahl waren Gäste der örtlichen Politik und Winzervertreter gekommen, um Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) beim traditionellen Spaziergang mit Weinverkostung zu begleiten. Aus Wiesbaden war auch sein Amtskollege, Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (OB), angereist. Und in seinem Gefolge die Wiesbadener Stadtverordnetenvorsteherin Christa Gabriel (SPD), die Wiesbadener Weinkönigin Michelle I. und die Kostheimer Weinmajestäten. Mit dabei waren auch die Mainzer Weinbaudezernentin Manuela Matz (CDU), Bundestagsabgeordnete Ursula Groden-Kranich (CDU) und der Laubenheimer Ortsvorsteher Gerhard Strotkötter (SPD). Los ging es im Hechtsheimer Kirchenstück, hoch über den Dächern des Stadtteils, wo die Gruppe vom Hechtsheimer Winzervereinsvorsitzenden Marcus Clauß begrüßt wurde. Später sollte es noch weiter nach Laubenheim und Ebersheim gehen. Der Besuch in den Weinbergen hat Tradition und geht bis in die 70er-Jahre und bis zum damaligen Oberbürgermeister Jockel Fuchs zurück.
Ebling, leger mit hochgekrempelten Hemdsärmeln und in Turnschuhen erschienen, war bestens gelaunt und stellte sein Fachwissen unter Beweis: „Mainz hat mehr als 220 Hektar Rebflächen“, sagte er. Überließ alles Weitere dann aber dem Fachmann Clauß. Der berichtete von einem „bisher guten Weinjahr“. „Natürlich, es ist wie bei einem Rennen, auf die letzten Meter kommt es an.“ Gerade die letzten Tage und Wochen würden beim Wein viel entscheiden. „Es war extrem trocken, aber die Reben habe das im Vergleich zu den Bäumen erstaunlich gut überstanden“, deutete Clauß auf einen Baum am Rande eines Weinbergs. Er erklärte das mit dem guten Winterniederschlag und den tiefen Wurzeln der Reben.
Die Lese habe zum Teil schon begonnen, den ersten Federweißen kann man schon haben, so Clauß. Auch in Hechtsheim wolle man zeitnah mit der Lese beginnen. „Wir werden einen durchschnittlichen Jahrgang haben, wenn jetzt nicht noch Starkregen oder Ähnliches uns dazwischenkommt.“ Einer der anwesenden Winzer erinnerte sich, dass man früher oft erst im Oktober begonnen habe. Das sei mit dem Klimawandel alles anders geworden.
Auf die Corona-Krise angesprochen, berichtete Marcus Clauß Erfreuliches. Zwar habe es Einbußen gegeben, weil keine Weinfeste stattfinden konnten. „Aber weil die Menschen es sich in diesem Jahr daheim schöner gemacht und dort viel mehr Wein konsumiert haben, war der Absatz trotzdem gut.“ Viele der Winzer hätten ihre Schwerpunkte und Arbeitsweise der Krise anpassen müssen, Ersatz zum Beispiel für die Fremdarbeiter bei der Ernte finden müssen. Die Winzer, die auch Gastronomie oder Straußwirtschaften betreiben, seien sicher stärker betroffen, so Clauß. Alles in allem sei die Krise bislang für die Winzer aber verkraftbar.
Nach dem Bericht zum Stand der Dinge hieß es schließlich „Zum Wohl“ und es ging in den vergnüglichen Teil des Nachmittags über. Blauer Silvaner wurde ausgeschenkt, danach eine rote Riesling-Variante dagegengestellt und Oberbürgermeister Ebling drängte „Wir haben auch noch was zum Naschen“, ehe die Wespen alles übernommen hätten.