Die Landeshauptstadt Mainz ist eine attraktive, dynamische und beliebte Schwarmstadt mitten im Rhein-Main-Gebiet. Derzeit erlebt Mainz eine enorme Wachstumsdynamik. Die Einwohnerzahl steigt stetig. Vor kurzem konnten wir den 220.000 Bürger in unserer Stadt begrüßen.
Dass Mainz sehr beliebt ist, ist prinzipiell eine gute Nachricht für unsere Stadt und doch bringen diese Dynamik und dieses Wachstum auch große Herausforderungen mit sich, denn die Infrastruktur unserer Stadt muss mit dem rasanten Wachstum mithalten und weiter ausgebaut werden. Neben ausreichend Wohnraum, Schulen und Kitas muss sich insbesondere die Verkehrsinfrastruktur den verändernden Rahmenbedingungen anpassen.
Unsere wachsende Stadt braucht Antworten auf die Frage, wie der Verkehr der Zukunft aussehen kann, wie wir Staus vermeiden können, wenn jedes Jahr 2.000 Menschen mehr in Mainz leben, wohnen und arbeiten und damit zum Wochenmarkt, Einkaufen oder ins Büro kommen müssen. Und wir müssen auch die Frage beantworten, wie wir die Luftqualität verbessern können. Im Kern geht es bei diesen Fragen darum, wie wir Verkehrsinfrastruktur und Lebensqualität in all ihren Facetten verbinden können.
Wenn wir heute an das Thema „Mobilität der Zukunft“ denken, dann schauen die meisten Menschen wahlweise mit Ehrfurcht oder Abneigung in die Konzernzentrale von Tesla. Die Zukunft der Mobilität wird sich aber – ich wage, diese These – nicht in Palo Alto entscheiden. Sie wird sich – auch wenn sie dabei nicht so aufregend daherkommt wie in den Pressekonferenzen von Elon Musk, dem Chef von Tesla – zu einem großen Teil in unseren Kommunen entscheiden und dort vorangebracht. Denn in den Kommunen arbeiten wir an der Mobilität der Zukunft für Millionen von Menschen in unserem Land.
Wir müssen Mobilität grundlegend neu denken und zukunftsfähig machen. Das Stichwort Verkehrswende mag vielleicht ein wenig abgedroschen klingen, aber wir benötigen ein Leitbild wie unsere Mobilität in Mainz und in der Region im Jahr 2030 aussehen soll. Wir können dabei die Stadt Mainz nicht mehr isoliert betrachten und müssen zusammenhängend und großräumig denken. Mir ist es wichtig, dass unsere Verkehrsplanung abgestimmt mit Rheinhessen und Wiesbaden erfolgt. Prioritäten dabei müssen Nachhaltigkeit, Bezahlbarkeit, Sicherheit, Luftreinhaltung und Lärmschutz als übergeordnete Ziele haben. Alle Verkehrsträger müssen berücksichtigt werden auch der Lieferverkehr und der ruhende Verkehr. Der ÖPNV muss weiter Vorrang bekommen und gestärkt werden. Der Fahrradverkehr muss weiter ausgebaut werden. Verkehrsströme müssen überregional betrachtet werden und dabei muss auch über weitere Rheinbrücken gesprochen werden.
Vor kurzem traf ich den neuen Wiesbadener Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende im Rahmen eines ersten Arbeitsgesprächs und wir haben vereinbart, dass wir die hohe Taktung an gemeinsamen Projekten der beiden Städte weiter fortsetzen wollen. Ob Citybahn, Elektrifizierung der Busverkehre, Brennstoffzellenantrieb oder Kooperation im Fahrradverleihsystem MVGmeinRad- gerade in Mobilitätsfragen haben die eng verzahnten Landeshauptstädte mit 500.000 Menschen das Zeug für eine Modellregion für nachhaltige Mobilität in Deutschland. Und auch die Zusammenarbeit mit dem rheinhessischen Umland will ich intensivieren. Der Ausbau der Straßenbahn nach Ebersheim und darüber hinaus und der damit verbundene Anschluss des Landkreises Mainz-Bingen könnte hierbei ein erstes gemeinsames Ziel sein.
Beim Thema Mobilität der Zukunft spielt für mich ein attraktiver ÖPNV eine wichtige Rolle, denn dieser ist ein ganz zentraler Bestandteil für lebenswerte Großstädte in unserem Land. Ich möchte, dass der ÖPNV quantitativ wie qualitativ attraktiver wird und es so schafft, dass immer mehr Bürgerinnen und Bürger vom Auto auf Bus oder Bahn umsteigen. Wichtig dabei ist, dass die Preise für ÖPNV-Tickets für jede und jeden bezahlbar sein müssen. Durch den MainzPass mit der „9.00 Uhr-Monatskarte sozial“ für 35 Euro pro Monat ist das Angebot in Mainz für Personen mit geringem Einkommen bereits verbessert worden. Das kann aber nur der erste Schritt sein. Ich setze mich deshalb auch für günstigere ÖPNV-Tickets für Schülerinnen und Schüler sowie für Seniorinnen und Senioren ein. Hierfür brauchen wir aber eine stärkere finanzielle Unterstützung von Bund und Land. Ein Blick über den Rhein zeigt, wie es gehen kann. Das Schülerticket in Hessen kostet nur 365 Euro im Jahr, dank der Förderung durch das Land Hessen. Wir als Stadt sind bereit, unsere Verantwortung zu tragen und die Verkehrswende konkret vor Ort umzusetzen und diese mit guten Angeboten auszugestalten. Dafür erwarten wir, dass wir mit einer besseren Finanzierung der Verkehre ausgestattet werden.
Ihr Michael Ebling