Der Mann versteht sein Handwerk: Sven Hieronymus, der Rocker vom Hocker. Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

Laubenheim – Einen stimmungsvolleren Startschuss könnte sich ein Verein kaum wünschen. Die Sängervereinigung 1844/71 Mainz-Laubenheim hat die Jubiläums-Vorfreude auf den 175. Geburtstag im kommenden Jahr mit einem gnadenlos unterhaltsamen Auftritt des selbsternannten „Rocker vom Hocker“, alias Sven Hieronymus, eingeläutet. Comedy made in Meenz, oder genauer gesagt in Bodenheim, denn dort lebt der Künstler, hatte die Zuschauer bestens unterhalten.

Herzliches Lachen erfüllte die Sporthalle am Ried in Laubenheim gefühlt im 30-Sekundentakt. Den Mann hätten die Zuschauer am Liebsten zum Schluss an der Bühne festgekettet. Zwei Mal musste er für die Zugabe auf die Bretter zurück. „Ihr wisst, dass euer Geld abgelaufen ist?“, scherzte er und machte weiter. „Meine achte Klasse, das waren die fünf schönsten Jahre meines Lebens.“ Hieronymus, der getrost als ein Botschafter der Mainzer Heiterkeit gelten kann, hat die Auswahl seiner besten Show-Gags nach Laubenheim gebracht. Dementsprechend hat der Mann mit den markanten blondem Langhaar das Programm „Das Beste vom Rocker“ betitelt. „Ich habe schon gedacht, ob ich mit den Klamotten von den ersten Auftritten kommen soll.“ Die Geschichten darüber, „Warum ich so geworden bin, warum ich so aussehe?“, und die Erinnerungen an den Elternabend in der Schule seines Sohnes waren der Anfang einer zweistündigen und aberwitzigen Erinnerungsreise. Er, der nach eigenem Bekunden aus der „linguistischen Diaspora“ stammt, wo die „Kirsche von Mon Chérie und die Kirche mit dem heiligen Bimbam“ gleich ausgesprochen werde, wusste genau, was dem Publikum gefiel. Apropos Linguistik: Unbedingt etwas zur Sprache der Jugend von heute musste er loswerden. Der Satzbau bestehe heute aus: „Subjekt, Prädikat, Schimpfwort und… ,Alter“. Das gefiel, weil es gut den Zeitgeist erfasste. Immer wieder trat Hieronymus zudem ins Zwiegespräch mit den Gästen. „Was heißt denn heute Kp?“, fragte er. „Keinen Plan“, natürlich. Aber was noch? „Carpe diem“ rief jemand aus. „Also das kann nur von einem Mainzer kommen“, da blieb der Rocker vom Hocker sprachlos und musste anschließend lachen, so wenig gemeinsam hatte der lateinische Spruch (Nutze den Tag) mit dem WhatsApp-Sprech.

Eine Weile widmete sich Hieronymus seiner – gespielten oder nicht, das blieb unklar – Aversion gegen Sankt Martins-Feste und -Umzüge und nahm genussvoll das bekannte Lied „Sankt Martin“ derart auseinander, dass am Ende der Heilige als ein zugedröhnter Soldat übrigblieb, der den armen Mann, statt ihn in die nächste Stadt zu bringen, sitzen ließ. Übrigens, die Geschichte soll den Sohn zu einer Tat inspiriert haben: „Ein halbes Jahr kam er mit der halben Jacke nach Hause.“

Welch herrliche Beobachtungsgabe: „Wer kennt Hunde, die lesen können?“ Niemand meldete sich. „Metzger und Bäcker sind die Berufsgruppe, die davon ausgehen.“ Der Comedy-Meister griff zu einem Schild mit der Aufschrift: „Wir müssen leider draußen bleiben“.

Was für ein Startschuss in das Jubiläumsjahr. Doch bevor der Reigen der Festivitäten beginnt, werden die Fans der Sänger und Sängerinnen aus Laubenheim in diesem Jahr noch beim Jahreskonzert auf ihre Kosten kommen. Der Auftritt im Dezember erwartet sie in der katholischen Kirche Mariä Heimsuchung in Laubenheim.

 

Alle Infos zum Verein gibt es unter http://saenger-mz-laubenheim.de

 

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