Bretzenheim – Symbolik und Tiefe spielen bei Kamen Kissimovs Bildern eine große Rolle, der Betrachter wird ergriffen von der Darstellung, und was man nun bei der Vernissage der Ausstellung „Menschliche Spuren“ im ZMO sehen konnte, regt zum Nachdenken an, lässt die Fantasie ins Mystische wandern und macht auch manchmal Angst. Der bekannte Bildhauer Reinhold Petermann sagte einmal: „Wenn man nicht ergriffen ist davon, ist es Kunsthandwerk.“
Dinge, die man aus dem Alltag kennt, steigen zu Symbolen auf wie die Himmelstür. Auch sie hat für Kissimov mit Menschen zu tun. Die „Himmelspforte“ steht hölzern in der Landschaft. Will man sie betreten oder lieber weitergehen zum nahen Wasser? Schönheit ist ein Thema, dem sich Kissimov gerne widmet, die Schönheit und die Freiheit gleichzeitig sind in einem Bild mit sehr viel Rot und Frauenporträts symbolisiert. Da ist ein Frauengesicht in Braun-Ocker-Tönen gehalten, daneben ein Stillleben, soweit scheint es friedlich, aber das Gesicht ist zur Hälfte mit dicker Farbe bedeckt. Ein misslungener Schatten? Im Gegenteil: In voller Absicht hat Kissimov das Frauenantlitz zur Hälfte verschwinden lassen. Unheimlich. „Deshalb heißt es auch Herbst“, so der Künstler dazu. Detailgetreu ausgemalte Flächen auf der Leinwand stehen in den Ölgemälden solchen entgegen, die Kissimov scheinbar vernachlässigt hat.

Einige Werke erkennt man aus der Vorgängerausstellung, viele sind neu. Wie die aus der Muschel geborene Venus. Zart hat Kissimov hier gearbeitet, die schöne Frau, deren nackter Oberkörper schon der Muschel entstiegen ist, wirkt noch etwas verschlafen. Ihn interessieren die Menschen und die Spuren, die sie hinterlassen. Kissimov: „Meine Bilder kann man lesen, die sind nicht so schwer zu verstehen.“ Weich und pudrig zart wirken die Farben, bei anderen Bildern kräftig, vielfach rot, vor allem, wenn es um Frauen geht.
Motiven aus der griechischen Antike und der niederländischen Malerei bedient sich Kamen Kissimov, um etwas Neues daraus zu schaffen. Vom Stil her naturalistisch figurativ kann man in den Bildern Geheimnisvolles entdecken. Kissimov spielt mit seiner profunden Ausbildung und verändert den klassischen Stil so wie es ihm einfällt. Sogar der Mann mit dem Goldhelm begegnet dem Betrachter im Bild „Schach“. Die Aussage hat Kissimov ins Phantastische gedreht.
Kamen Kissimov ist 1972 in Lovetsch, Bulgarien, geboren. 1990 erhielt er sein Diplom an der dortigen Kunstoberschule. Seit 1992 arbeitet er als freischaffender Künstler in Bulgarien und seit 2002 abwechselnd in Bulgarien und in Deutschland. Einzel- und Gruppenausstellungen in Bulgarien, Deutschland und Österreich folgten. Seine Vorbilder fand er vor allem in Rembrandt in van Rijn und Johannes Vermeer. Die Ausstellung ist geöffnet bis 14. April.