
NIEDER-OLM – Die Leiche, die im ersten Akt auf einem Sessel liegt, verschwindet ebenso schnell, wie sie aufgetaucht ist. Gibt es den Toten oder nicht? Und wenn ja, wer ist er? Die aktuelle Produktion des Sebastianus Theaters aus Nieder-Olm hat das Zeug zum Kult. Die Kriminalkomödie nach Jack Popplewel, „Keine Leiche ohne Lily“, hat das Publikum im Camarahaus bei den bisherigen Vorstellungen jedenfalls prächtig unterhalten. Eine klare Besuchsempfehlung geht an alle, die sich einen Abend lang jenseits der Fastnachtssitzungen unterhalten lassen wollen. Es gibt noch einzelne Tickets (siehe unten).
Natürlich soll an der Stelle angesichts der noch anstehenden Vorführungen nicht zu viel vom Stoff verraten werden. Woran nichts ändert, wenn die erstaunliche Kunstfertigkeit der Laiendarsteller um den Regisseur, Schauspieler und Musicaldarsteller, Volker Metzger, zur Sprache kommt. Die Kriminalkomödie in der Nieder-Olmer Inszenierung zieht ihren Reiz von der Übertragung ins Rheinhessische. Freilich gehört das Lob für die Darbietung allen Darstellern. Gleichwohl darf Tatjana Janz in der Rolle der Titel-Protagonistin, Mrs. Lily Piper, an erster Stelle genannt werden. Sie treibt in dem Dreiakter das Geschehen an bis ins Finale und ihr verdanken andere Figuren ihr Profil. Witzig und abermals witzig strukturiert allein sie die Nachforschungen des Inspektor Baxter (Dominik Drenkelfuß) und seines Hilfspolizisten Goddard (Alexander Gambie).
Im Verwirrungsspiel um die unauffindbare Leiche mischen der Inhaber und die Angestellten des Geschäftshauses „Marschall and son“ mit: der Chef, Richard Marshall (in Vertretung von Michael Koch ist es Volker Metzger), dessen Gattin Claire (Meike Wohn), sowie die Sekretärin Marian Selby (Ingrid Feldmann), die viel lieber Mrs. Marshall gewesen wäre. Hinzu kommen Robert Westerby (Nic Himioben), die rechte Hand des Chefs und ein treuer Geheimnisbewahrer der Liebschaft von dessen Gattin, schließlich die junge Angestellte, Victoria Reynolds (Annika Schatto). Das Sebastianus Theater ist bei allem handgemachten Spaß vor allem ein „Theater für eine gute Sache“, wie es der Regisseur dem Publikum eingangs erklärt hat. Der Erlös vom Kartenverkauf geht jedes Jahr an eine karitative Aktion. „Diesmal unterstützen wir die Obdachlosen Initiative Rheinland-Pfalz (Platte).“ Der Name des Theaters geht auf den Stadtheiligen von Nieder-Olm zurück, dessen Gedenken die katholische Kirchengemeinde am 20. Januar feiert. Im Mittelalter soll der Beistand des Heiligen die Bevölkerung vor der Pest geschützt haben. Mit der alljährlichen Theateraufführung erweisen die Laienschauspieler dem Hl. Sebastian ihre Reverenz, indem sie das Publikum unterhalten und den Erlös einem guten Zweck zukommen lassen.
Karten gibt es noch für die Vorstellung am Sonntag, 21. und 28. Januar, 19 Uhr bei Plot-Spot in der Nieder-Olmer Bahnhofstraße 4.