Guido Faccani ist der wissenschaftliche Leiter der Ausgrabungen in der evangelischen Johannis Johanniskirche. Foto: Ralph Keim

MAINZ – Das zurückliegende Jahr hat dank der Arbeiten des 20-köpfigen Teams um Guido Faccani, wissenschaftlicher Forschungsleiter am Alten Dom, weitere Erkenntnisse über die Baugeschichte des ersten Mainzer Doms erbracht.
Bis dato sind weite Teile des Alten Doms St. Johannis ergraben und untersucht worden, so dass im kommenden Jahr nur noch an einigen Orten in und um die Kirche herum geforscht wird. Parallel hierzu wird es nun daran gehen, die Ergebnisse aufzubereiten und wissenschaftlich zu untersuchen.

Über diesen aktuellen Stand der Grabungen und der neuen Erkenntnisse informierten jetzt Pfarrer Andreas Klodt, Dekan des Evangelischen Dekanats Mainz, Gregor Ziorkewicz, Pfarrer für Stadtkirchenarbeit an St. Johannis, und Forschungsleiter Guido Faccani. Sie führten durch die Johanniskirche, in deren Innenraum noch immer Archäologen tätig sind. Die Spezialisten haben Putzreste abgetragen, verschiedene Fußbodenniveaus freigelegt, dabei in alten Gräbern menschliche Knochen gefunden und insgesamt mehr als 400000 Fundstücke zutage gebracht.
Bisher haben die Untersuchungen der Böden und des Mauerwerks eine sehr komplexe und wechselvolle Geschichte des Alten Doms erbracht, die bis in die Spätantike reichen. Die erste Mainzer Bischofskirche, über deren Reste die evangelische Johanniskirche steht, wurde 1036 vom heute bekannten, nur wenig entfernt stehenden Mainzer Dom abgelöst.

„In den vergangenen Monaten wurden in den Fußböden integrierte Kanäle freigelegt, die vielleicht als Heizung dienten und das Gebäude erwärmten“, erläuterte Guido Faccani. „Dass dieses System aus dem Frühmittelalter stammt, war nicht zu erwarten.“ Im Mauerwerk im Osten der Kirche fanden sich Übereste überdimensionierter Fenster, die zu einem Vorgängerbau gehörten und in die heutige Kirche übergegangen sind.
2018 wird Guido Faccani weiter tätig sein, dann mit einer kleineren Grabungsgruppe. Dann soll vor allem der Außenbereich der Kirche erforscht werden. Finanziert werden die Arbeiten von der Evangelischen Kirche mit Unterstützung von Land und Bund in Höhe von 600000 Euro.

Das Dekanat arbeitet derzeit daran, die Johanniskirche auch für größere Gruppen zugänglich zu machen. So soll eine Plattform eingebaut werden, auf der ab dem Sommer Andachten, kleine Gottesdienste und Führungen angeboten werden. Bald soll sich St. Johannis als moderne evangelische Kirche im Herzen von Mainz präsentieren, die sich ihrer historischen Verantwortung bewusst ist.

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Seit ihrer ersten Ausgabe bin ich in verschiedenen Bereichen engagiert bei Journal LOKAL - Die Lokale Zeitung. Heute verantworte ich die Ausgaben "Mainz", „Mainz-Mitte“ und „Mainz-Mombach“. „Die lokale Berichterstattung ist für mich immer wieder etwas Besonderes, da man hier ganz nah an den Menschen ist“, möchte ich, Jahrgang 1964, meine Arbeit beschreiben. „Außerdem ist Mainz eine tolle Stadt mit einem tollen Umfeld.“