GUSTAVSBURG – „Eine solch emotionale Lesung habe ich noch nie erlebt“, erklärte Buchhändlerin Monika Trapp nach der Veranstaltung mit dem Autor Gerard Scappini. Mit seinem lyrischen Roman „Ungeteerte Straßen“ blickte er auf seine Kindheit im Frankreich der 50-er Jahre zurück. Aus Anlass des Tages der unabhängigen Buchhandlungen las er in der Buchhandlung in der Villa Herrmann in Gustavsburg.
Sein Vater hatte seine Wurzeln in Italien. Und so musste Scappinis Ich-Erzähler, der Junge Pascal, die Demütigung eines Nachbarn hören: „Die Itaker fressen uns alles weg“. Die Aggression des Vaters, der seine Frau und die Kinder schlug, klang in den Texten an. Aber auch die Kinderliebe zu Claudine, für die er darum kämpft, den Gottesdienst besuchen zu dürfen, obwohl sein Vater sagt: „Wir sind Arbeiter und glauben nicht an Gott.“
Gerard Scappini wurde bei diesen Erinnerungen von seinen Emotionen übermannt. Etliche Zuhörer fühlten sich in ihre eigene Kindheit zurückversetzt und konnten nicht die Tränen zurückhalten.
Jörg Mehren umrahmte die Lesung mit seinem Konzert-Akkordeon, nahm Melancholie, Aufbegehren und Lebenslust auf. Gerard Scappini sagte, er höre plötzlich seinen Großvater spielen, der als Straßenmusiker mit französischer Musette-Musik seine jungen Jahre begleitete.
Gerard Scappini, wuchs in Frankreich auf, kam als junger Soldat nach Deutschland. Und blieb, weil er sich verliebte. Seine Frau war für eine Buchhandlung verantwortlich, und er wurde für etliche Verlage, unter anderem für Pendragon, wo sein Roman erschienen ist, zum Verlagsvertreter, so auch seit mehr als 30 Jahren für Monika Trapp und Hans J. Jansen.