Da war es wieder. Das schöne Wort „protokollwirksam“. Jedes Mal, wenn ich über diesen Ausdruck stolpere, halte ich einen Moment inne. Irgendetwas daran widerstrebt mir, obwohl ich die Verbindlichkeit, die damit einhergeht, sehr schätze. In einem Protokoll wird festgehalten, was in einer Sitzung beschlossen wurde. Das ist auch notwendig, denn man will ja weiterkommen, hat man sich über Vorgänge geeinigt und Prozesse in Gang gebracht. Und vor allen Dingen: Wir haben ein Ergebnis protokolliert, auf das wir uns augenscheinlich geeinigt haben.
Doch was verursacht dann mein Grummeln in der Magengegend? Ist es einfach die Erfahrung, dass ich schon so viele Protokolle in meinem Leben beiseite gelegt und mich über die Auslassungen gewundert habe. Die weichen Fakten, die Diskussion um eine Angelegenheit, ein Voranpirschen, ein Zögern, ein Retardieren, all dies spiegelt kein Protokoll. Hier stehen die Ergebnisse. Vielleicht auch das eine oder andere Diskussionsargument. Aber das war es dann schon. Die Blicke, das leichte Verziehen eines Gesichtszuges, die doch so viel darüber verraten, wie derjenige der Sachlage jenseits des verbalen Austauschs gegenübersteht, all das kann ich hier nicht lesen.
Deshalb versäume ich möglichst keine Sitzung, deshalb möchte ich mir mein Bild selbst machen, von der Dynamik, dem Prozess und den Gefühlen, die dabei protokollunwirksam ausgetauscht werden. Von Mensch zu Mensch kommen wir weiter, können uns begegnen und unsere Anliegen klären.