Das Weinfest im Hechtsheimer Kirchenstück hat wieder einmal bewiesen, dass es mit einigem Abstand zu den schönsten Weinfesten der ganzen Region gehört. Mitten im Weinberg gelegen schauen die Besucher über die Dächer von Hechtsheim und die rheinhessischen Hügel in die, sich langsam dem Horizont zuneigende, Abendsonne. In dieser Perspektive rückt alles zusammen. Das Messegelände ist zum Greifen nah und auch der Lerchenberg und Ebersheim scheinen zu Fuß nur einen Katzensprung entfernt.
Zwischen den Rebzeilen sitzend, dort wo sonst der Pflug geht und die Helfer die Rebstöcke schneiden, lässt sich gut die Ruhe genießen, die das Fest ausstrahlt. Und der Wein schmeckt in der Natur, dort, wo die Trauben reifen noch mal so gut. Trotz aller Betriebsamkeit an den Wein- und Essensständen, wird niemand hektisch, gibt es kein Drängeln oder Schubsen.
Manche nutzen die Wartezeit, um mit Vorder- oder Hintermann ins Gespräch zu kommen. Nicht wenige haben sich so kennen gelernt. An den Tischen und Bänken ist immer noch Platz für Zwei, die die Kleinigkeiten zum Wein lieber im sitzen genießen wollen. Und schon ist oft die nächste Gesprächsrunde mit neuen Weinfreunden eröffnet. Das Weinfest im Kirchenstück ist ein sehr geselliges, kommunikatives Weinfest, fernab von jeglichem Rummel.
Bislang waren Verabredungen auf Weinfesten frei von öffentlichen, politischen Treffen und Einladungen. Um so überraschender war nun auf einem Plakat zu lesen, dass die Bundestagsabgeordnete einer Partei zum Rundgang über das Fest einlädt. Das positive Image will eine Partei jetzt für den Bundestagswahlkampf nutzen. Das ist ein Novum. Deren Jugendorganisation nimmt sich daran ein Beispiel und lädt durch Plakatierung zum Treffpunkt auf das Laubenheimer Rebblütenfest ein.
Andere Parteien machen es vor, wie es bisher Usus war: Man verabredet sich privat. Wenn ein Rundgang durch eine Weinlage geplant wird, kann dieser gerne außerhalb von Weinfesten erfolgen. Weinfeste sind politisch neutral und sollten nicht von einer oder mehreren Parteien benutzt werden. Das war bisher ein unausgesprochenes „Gentleman-Agreement“ zwischen den Parteien und schien für alle selbstverständlich.
Ich hoffe, dass man sich bis zum Mainzer Weinmarkt wieder dieses „Gentleman- Agreements“ besinnt und die kommenden Weinfeste frei von wahltaktischen Aktivitäten bleiben.
Zum Wohl!