
Bodenheim – Motiven aus der griechischen Antike und der niederländischen Malerei bedient sich Kamen Kissimov, um etwas Neues daraus zu schaffen. Vom Stil her naturalistisch figurativ kann man in den Bildern Geheimnisvolles entdecken. Weich und pudrig zart wirken die Farben. Detailgetreu ausgemalte Flächen auf der Leinwand stehen in den Ölgemälden solchen entgegen, die der Künstler scheinbar vernachlässigt hat. Aus der Schrift im Bild „Mädchen mit Quitten“ laufen die Farben einfach nach unten in ein ansonsten völlig unbearbeitetes Stück Leinwand. Vollständig ausgemalt sind hier nur die Früchte, der Kopf des Mädchens verschwimmt auf der einen Seite mit den Farben des Hintergrunds.
Bei der Ausstellungseröffnung „Zwischen Himmel und Erde“ im VG-Rathaus sagte VG-Bürgermeister Dr. Robert Scheurer zur fantastisch angelehnten Malerei: „Ich habe hier Assoziationen an mystische Dinge.“ Kissimov spielt mit seiner profunden Ausbildung und verändert den klassischen Stil so wie es ihm einfällt. Sogar der Mann mit dem Goldhelm begegnet dem Betrachter im Bild „Schach“. Dem einen dient die Tischdecke als Schachbrett, der Frau – sie ist weit unter ihm angesiedelt – als Haube. Frauen und Männer sind zumeist in einer Pose festgehalten, die auf Trennung hindeutet. So auch bei „Fischers Frau“, wo der Mann komplett abgewandt und die Frau im Profil zu sehen ist. Die „Himmelspforte“ steht hölzern in der Landschaft. Will man sie betreten oder lieber weitergehen zum nahen Wasser? Schönheit ist ein Thema, dem sich Kissimov gerne widmet, die Schönheit und die Freiheit gleichzeitig sind in einem Bild mit sehr viel Rot und Frauenporträts symbolisiert.
Galerist Roman Schmelter, der die Werke Kissimovs immer mal wieder auf seinen Ausstellungen in Mainz-Hechtsheim zeigt, sagte: „Mittlerweile ist er mein Freund geworden. Seine Stärke ist der Realismus.“ Nostalgie entdeckt Schmelter in den Bildern. Die Deutung bleibe dem Betrachter überlassen.
Kamen Kissimov ist 1972 in Lovetsch, Bulgarien, geboren. 1990 erhielt er sein Diplom an der dortigen Kunstoberschule. Seit 1992 arbeitet er als freischaffender Künstler in Bulgarien und seit 2002 abwechselnd in Bulgarien und in Deutschland. Einzel- und Gruppenausstellungen in Bulgarien, Deutschland und Österreich folgten. Seine Vorbilder fand er vor allem in Rembrandt in van Rijn und Johannes Vermeer. Ganz klassisch und unzeitgemäß führt Kamen Kissimov in die Geheimnisse der weiblichen Schönheit und spricht damit die Gefühlsebene an. Die Ausstellung ist geöffnet bis zum 30. Juni.