Hechtsheimer Flüchtlinge und eingesessene Bürger gehen sehr familiär mit einander um. Foto: Helene Braun

Hechtsheim – Wenn die Menschen, die das Flüchtlinsgcafé in der Lion-Feuchtwanger Straße besuchen und Frank Gesivius, Mitglied im Kirchenvorstand der Evangelischen Gemeinde Hechtsheim, Rückmeldung geben, haben sie nur eines zu bemängeln. Sie kämmen gern öfter. Die Helfer sind von den Begegnungen genauso angetan wie die Flüchtlinge. Als sie ankommen, gibt es herzliche Umarmungen. Während der Gespräche betreuen Jugendliche die Kinder.

Das Angebot der beiden Kirchengemeinden ist der Renner geworden, dennoch würde man gern alle Hechtsheimer Flüchtlinge erreichen. Aber davor steht der Datenschutz. „Manchmal ist die Hütte trotzdem ganz schön voll“, sagt Gesivius im Gespräch mit der Lokalen Zeitung. Die Idee entstand im letzten November für Menschen, die in Hechtsheim ankommen. Die ökumenische Flüchtlingsinitiative erfuhr ihre Gründung. Seitdem gibt es alle zwei Wochen das Flüchtlingscafé zum Austausch, um Informationen zu teilen, einander kennen zu lernen und eben wirklich anzukommen.

Frank Gesivius sagt: „Sie leben schon mitten unter uns in Hechtsheim, haben hier Wohnungen gefunden, sind unsere Nachbarn geworden. Ihre Kinder gehen hier zur Schule: Flüchtlinge aus Syrien, aus Afghanistan oder Schutz suchende Menschen aus anderen Kriegs- und Krisengebieten der Welt.“

Leben Flüchtlinge hier erst mal in eigenen Wohnungen, kümmert sich keiner mehr um sie. Vielen fehlt es noch am Nötigsten: an Deutschkenntnissen, an Unterstützung bei Behördengängen, an Kleidung, an Spielsachen, an Hilfen in der Schule, an Freizeitgestaltung – und an vielem mehr. Endlich ankommen – für viele Flüchtlinge ist das noch ein weit entferntes Ziel. Damit sie hier wirklich „ankommen“, sollen sie mit Patenschaften unterstützt werden.

Die Initiative steht im Kontakt mit den Schulen vor Ort und mit den Maltesern – um den jeweiligen Unterstützungsbedarf zu identifizieren und passende Hilfen zu finden und zu vermitteln. Nach mehreren konstituierenden Treffen hat sich eine Kerngruppe mit Ansprechpartnern gebildet. Zum Sprecherteam gehören Frank Gesivius, Werner Jung und Simon Schuck. Getragen wird die Initiative von der Evangelischen und der Katholischen Kirchengemeinde in Hechtsheim. Derzeit ist die Flüchtlingsinitiative noch im Aufbau begriffen und angewiesen auf die Unterstützung und das Engagement von weiteren hilfsbereiten Hechtsheimerinnen und Hechtsheimern. Wer sich gerne für Flüchtlinge in Hechtsheim engagieren möchte und sich eine Unterstützung vorstellen kann – sei es kontinuierlich mit einer Patenschaft, punktuell etwa mit Hilfen bei Behördengängen oder durch Freizeitangebote, mit Deutschunterricht oder anderem, ist herzlich eingeladen, sich bei der Initiative zu melden.

Zurzeit leben über 230 Flüchtlinge in Hechtsheim, Tendenz steigend. „Können oder wollen wir uns das leisten, dass diesen die Chance auf Integration verwehrt wird“, Fragt Gesivius. Die Stadt weigert sich mit Verweis auf den Datenschutz, die Namen zu nennen. „Zumindest könnte man doch die Flyer an diese Menschen weiterleiten“, befindet er und meint auch, die Politik habe den Blick nur auf die Flüchtlinge in Wohnheimen gerichtet. Dabei beginne die Integration erst mit dem Bezug der eigenen Wohnung.

Dienstags erhalten Erstklässler Deutschunterricht, es gibt Helfer, die scih konkret um Familien kümmern, Montags wird um 14 Uhr ein Deutschkurs für Erwachsene angeboten und jeden zweiten und vierten Montag des Monats jeweils von 17.00-19.00 Uhr ist bei Kaffee und Kuchen Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Infos unter ankommen.in.hechtsheim@gmail.com.

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