Bretzenheim – Ob abstrakt oder gegenständlich: „Meine Bilder sind Spiegel meiner Wahrnehmung im Wandel der Zeit“ hat die Bischofsheimer Künstlerin Irene Böß einmal gesagt. Und sie sagt auch, gerade hat sie es bei der Vernissage im Bretzenheimer Rathaus wiederholt: „Ein Bild lebt von der Betrachtung, daher braucht es Publikum.“ Der Titel ihrer Ausstellung, zu der Ortsvorsteherin Claudia Siebner die Gäste begrüßte, lautet: „Meine Bilder – Verschiedene Motive in Aquarell und Acryl.“ Sie ist noch bis zum 23. April zu den Öffnungszeiten der Ortsverwaltung im Rathaus an der Wied zu sehen.
In den Anfangsjahren lag ihr Fokus auf Aquarell- und Bleistift-Zeichnungen. Viele der Aquarelle sind kleinformatig, einige sehr persönlich und von hohem ideellem Wert. Bei den beiden kleinen Eislandschaften mit Blick auf einen Berg kann man das Eis fast knacken und knirschen hören, so ausdrucksstark kommen die Bilder daher in hellen kühlen Farben. Manchmal mag man sich etwas denken bei den abstrakten Bildern, wie beim großformatigen Acrylbild „Farbe bekennen“. Dann stellt man im Gespräch mit der Künstlerin fest: Sie hat etwas ganz anderes gemeint. Wo der Betrachter vielleicht eine untergehende Sonne sehen möchte, lässt Böß hier einfach die Farben sprechen. Grün, Gelb, Schwarz und Rot ist für sie ein Spiel mit den politischen Strömungen und Parteien. Vielleicht auch politisches Bekenntnis, man sieht, das Grün überwiegt.
Drei Acrylbilder in Rot-Braun-Tönen mit starken Weißkontrasten in den Formen könnten ein Triptychon bilden, müssen es aber nicht zwangsläufig. Alle strahlen Kraft und Sinnlichkeit aus. Bei der „Tanzenden Trilogie“ verschwimmen die Figuren in der Bewegung, der Betrachter taucht ein in ein lebhaftes wirbelndes Türkis. Ein Frauenporträt in extremem Hochformat oder die „Madame“, sinnlich in verführerischem Rot und Schwarz, oder die Goldene Kugel, die die Künstlerin „Imaginär“ genannt hat, beeindrucken mit ihrer Kraft.
Irene Böß sagt: „Malen ist für mich Freude und Entspannung zugleich. Mich fasziniert das Spiel von Farben und Formen.“ Manchmal verändert sie im Nachhinein die Werke, behandelt sie mit der Spachtel, trägt wieder neue Farbe auf. So entstehen lebendige Strukturen. „Ich freue mich, wenn sich Künstler in ihrer ganzen Vielfalt zeigen“, äußerte sich Ortsvorsteherin Claudia Siebner, die sich im Vorfeld schon einmal einen Eindruck verschafft hatte.