In einer Restaurierungsmaßnahme der Orgelwerkstatt Oberlinger 1972 wurde das Klangbild auf die Geissel-Disposition zurückgeführt und eine Ergänzung mit zwei Pedalregistern vorgenommen. Foto: red

Gau-Bischofsheim – Eine Königin der Instrumente – eine Orgel – um es zu präzisieren. Sie entstammt der Werkstatt von Johann Peter Geissel, der sie 1667 für die Kirche St. Christoph in Mainz vor 350 Jahren baute, also in einer Zeit, als Kurfürst Johann Philipp von Schönborn Erzbischof von Mainz war – mitten im Zeitalter des Barocks, einer Hochzeit der schönen Künste.

Mit „Glanz und Gloria“ startet der Veranstalter in das Jubiläumsjahr. Das Konzert ist ein Tribut an die Glanzzeit der hohen Trompete und ihrer kleinen Schwester, dem Corno da caccia, klangvoll und bewegend ergänzt durch die Orgel, der Königin der Instrumente.

Prof. Matthias Eisenberg (Orgel) und Daniel Schmahl (Trompete) kommen zu einem festlichen Konzert am Sonntag, dem 26. März 2017, um 19.00 Uhr, in die Kirche St. Petrus nach Gau Bischofsheim. Sie bringen u.a. Kompositionen von Albinoni, Charpentier, Telemann und Quantz mit.

1725 hatte Gau-Bischofsheim eine neue Barockkirche erhalten und benötigte ein entsprechendes Instrument. Da kam es gerade recht, dass die Orgel in St. Christoph nach 106 Jahren zum Verkauf stand. „… den 3. März 1773 hat die Gemeinde Gaubischeim die alte Orgel kauft um 150 Florin.“ Das war ein Kraftakt für die Bewohner des kleinen Dorfes, denn der Betrag (immerhin noch ein Drittel des Anschaffungspreises) war ein Gegenwert von damals etwa 5.000 Gesellenstunden. So wurde denn auch der Kaufpreis nicht auf einmal gezahlt, sondern gegen Zinsen auf Raten.

Was ist dieser Orgel durch den Ortswechsel von Mainz nach Gau-Bischofsheim nicht alles erspart geblieben: 1793 die mit Brand und Zerstörung einhergehende Rückeroberung des französisch besetzten Mainz durch die Preussen. Die napoleonische Zeit, mit Säkularisation und der damit verbundenen Profanisierung von Kirchen. Die Gefahren einer Festungsstadt, wie die Explosion des Pulverturms 1857, bei der Bauwerksteile über 500 m weit flogen. Die Zerstörung der Stadt Mainz am Ende des zweiten Weltkriegs, der auch St. Christoph zum Opfer fiel und die Kirche als Ruine zurücklies.

Doch ein ganz sicherer Ort war auch Gau-Bischofsheim in all den Jahren nicht. Musste schon die Barockkirche 1864 wegen unzureichender Fundamentierung durch einen Neubau ersetzt werden, zeigten sich 1997 erneut bedenkliche Veränderungen der baulichen Konstruktion, die ihre Ursache im Untergrund haben. Die langwierige Sanierung konnte erst Ende 2016 abgeschlossen werden. Doch alles hat die kleine Orgel überstanden und auch Widrigkeiten, wie die Requirierung der Prospektpfeifen im ersten Weltkrieg für Kriegsrüstung und die Romantisierung des Klangbildes durch Austausch von zwei Registern.

In einer Restaurierungsmaßnahme der Orgelwerkstatt Oberlinger 1972 wurde das Klangbild auf die Geissel-Disposition zurückgeführt und eine Ergänzung mit zwei Pedalregistern vorgenommen. So haben fünf Register und wesentliche Teile des Gehäuses die Zeit sicher überdauert.

Matthias Eisenberg war bereits mit neun Jahren Organist in seiner Geburtsstadt Dresden. Nach dem Studium wurde er 1980 unter Kurt Mazur als Gewandhausorganist nach Leipzig verpflichtet. 1986 übersiedelte er in den Westen. Nach kirchenmusikalischen Tätigkeiten in Frankfurt, Hannover, Keitum und Zwickau ist er seit 2013 freiberuflich als Konzertorganist tätig. Im Jahr 2003 wurde er zum Professor und Kirchenmusikdirektor ernannt. Eisenberg ist Preisträger mehrerer internationaler Wettbewerbe. Konzertreisen führten ihn in die ganze Welt. Eine umfangreiche Diskographie dokumentiert sein musikalisches Schaffen.

Daniel Schmahl ist einer der gefragtesten Trompeter seiner Generation, ein Grenzgänger zwischen alter Musik, früher Moderne und Jazz. Er trat beispielsweise in der Berliner Philharmonie, der Philharmonie St. Petersburg, dem Konzerthaus Berlin, beim Musikfest Stuttgart, dem „Jazz in June“ Festival in Hannover sowie in der Thomaskirche Leipzig auf. 2014 spielte er auf Einladung des Leipziger Bachfestivals zusammen mit seinem Ensemble das Open Air-Konzert auf dem Leipziger Marktplatz vor 3500 Zuhörern.

 

Der Eintritt ist frei. Der Veranstalter erbittet eine angemessene Spende am Ende des Konzerts.

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