
Marienborn – Das Interesse der Verbraucher an ehrlichen regionalen Produkten ist nach Worten von Dr. Elisabeth Seemer, Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, sehr hoch. Schwierig zu bekommen seien die Waren aber. Das soll sich jetzt ändern. Gemeinsam mit den Inhabern der Amorella Kirschmanufaktur, Katja und Fritz Mossel, eröffnete sie die erste „Marktschwärmerei“ von Rheinland-Pfalz im historischen Chausseehaus in Marienborn. „Gib deinem Bauern die Hand“, lautet der sprechende Slogan dazu.
Das System ist einfach: Der Kunde bestellt und bezahlt online seine gewünschten Produkte und jeden Mittwoch von 17.30 bis 19 Uhr kann man sie am Standort Amorella Kirschmanufaktur abholen. Allein die frischen Proben, die die Besucher bei der Eröffnung, der erfolgreichsten in Deutschland überhaupt, zu schmecken bekamen, konnten einen schon überzeugen. Da stießen auch Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte und der Marienborner Ortsvorsteher Dr. Claudius Moseler gerne mit einem Gläschen Kirschsecco an.
Seemer betrachtet die Einrichtung als Pilotprojekt, bei dem man Erfahrungen für weitere Marktschwärmereien sammeln möchte. Der Nachhaltigkeit komme man entgegen, indem nur so viele Waren von den Erzeugern mitgebracht würden wie bestellt wurden und somit kein Überschuss oder Abfall entsteht.

Regionale Produkte sind in aller Munde, doch nicht immer haben Verbraucher Gewissheit, dass diese auch wirklich aus dem nähren Umfeld stammen, dass Erzeuger mit ihrem Namen dahinterstehen und weitere Aspekte der Nachhaltigkeit bei Erzeugung und Vermarktung berücksichtigt werden. Ab sofort stehen jetzt in Marienborner zwölf Erzeuger mit ihren Produkten zur Auswahl, deren Höfe maximal 55 Kilometer entfernt liegen und bei ihrer Verteilung zur Eröffnung 213 Produkte anzubieten hatten. Die Produkte können über die Internetplattform www.marktschwaermer.de erworben werden.
Aus Frankreich stamme die Idee, erklärte Dr. Seemer weiter. In weiteren europäischen Nachbarländern gibt es sie auch, auch in Deutschland, aber bislang nur wenige. Katja Mossel, auch im Vorstand der Direktvermarkter Rheinland-Pfalz, sagte: „Die Direktvermarkter sind mittlerweile auch im Einzelhandel vertreten, in ihren Hofläden und jetzt auch in der Marktschwärmerei. Auch für ihren Kirschwein sehe sie so neue Absatzmöglichkeiten. „Unser Trumpf aber ist unsere persönliche Anwesenheit und der Austausch.“ Auch Björn Hochhaus, der für die Erzeuger sprach, bestätigte: „Wir tragen die Verantwortung für unsere Produkte und wir geben darüber Auskunft.“
Im Grunde nutzen Landwirtschaftskammer und Direktvermarkter so den Trend, der sowieso besteht: „Abends nach der Arbeit bestellen und zu einem bestimmten Zeitpunkt abholen“, machte Ilse Wambsganß von der Landwirtschaftskammer in ihrem Grußwort deutlich. „Und dann kann ich meinem Bauern die Hand reichen.“